Besonders interessant oder auch verstörend, je nachdem wie du drauf bist sind die Leichenverbrennungen am Ufer. An festen Punkten am Ganges werden die Feuer mit den Toten entzündet und die Familien warten darauf, dass es runterbrennt, damit die Reste in den Ganges geschüttet werden. Entzündet wird der Scheiterhaufen vom ältesten Sohn, während die männlichen Familienmitglieder um das Feuer sitzen. Frauen sind direkt am Ort nicht erwünscht, weil ihre lauten Mitleidsbekundungen die Ruhe des Toten stören.
Informationen über Visum, Einreisebedingungen, Steckdosen, Geld abheben und vieles mehr, findest Du unter Reisevorbereitung Indien
Anfahrt nach Varanasi
Auf einem indischen Bahnhof darf man auf keinen Fall ziellos wirken. Kaum hatten wir uns auf eine Bank gesetzt, um die nächsten Hotels aus unserm Lonely Planet zu suchen, schon kam der erste Einheimische und fragte, ob er uns helfen könne.
Wichtig: Taxifahrer passen Touristen gleich auf dem Gleis ab, um sie in ein Hotel mit hoher Provision zu fahren.
Der Deal wurde folgender: Für 75 INR fährt uns der Fahrer in unser Hotel. Sollte das wirklich voll sein, folgen wir seiner Empfehlung.
Ein kurzer Stopp beunruhigte uns zusätzlich, der Tuk Tuk Fahrer hielt kurz vor einem Kiosk, um sich Betelnuss zu kaufen und anschließend gleich zu konsumieren. Betäubungsmittel, auch legale, sind in Indien, das Letzte, was der Fahrer bei den Straßenverhältnissen nehmen sollte. Und so ging die wilde Reise zum Hotel weiter, nicht ohne uns Gästen ebenfalls Drogen angeboten zu haben. Wir fuhren in eine für uns heruntergekommene Gegend, wo behauptet wurde, dass hier das Hotel sein. Einer bleib bei den Rucksäcken, einer ging zum Portier.
Und tatsächlich, das Hotel war ausgebucht.
Hostels und Hotels in Varanasi
Der Taxifahrer bot uns an, kostenlos zu seiner Empfehlung zu fahren. Wenn es uns nicht passt, kein Problem, kein Aufschlag, können wir vor seinem Hotel einen neuen Preis für unsere nächste Suche ausmachen. Wir fanden das fair und willigten ein. Wenn Ihr solche Rundreisen vermeiden wollt, hier die Übersicht bei Agoda oder Booking.com, um vorher das entsprechende Hotel in Varanasi zu buchen
Sandhya Guest House
So landeten wir im Sandhya Guest House gleich in der Nähe vom Ganges. Von der Dachterrasse konnte man den Fluss sogar sehen.
Hier gibt es Bilder bei Agoda und Booking.com
Der Concierge bot uns sofort eine Bootstour bei Nacht an. Diese sollte 20 Minuten später beginnen. Treffpunkt war vor dem Hotel. Also schnell eine Cola bei Sonnenuntergang und schon ging es los.
Sehenswürdigkeiten in Varanasi
Ganges Bootstour am Abend
Die Bootstour sollte 100 Rupien/ Stunde / pro Person kosten.
Wichtig: Holt euch der Bootsführer vom Hotel ab, beginnt die Zeit ab dem Treffpunkt, nicht beim Ablegen. Wir wanderten im wilden Kauderwelsch von französisch, englisch und mehr Sprachen mit den 4 anderen Pärchen in Richtung Fluss. Eine Bootstour bei Nacht über den Ganges ist ein einmaliges Erlebnis. Jeden Abend wird am Main Gate eine Zeremonie zur Huldigung der Mutter Ganga abgehalten. Natürlich besteht auch die Möglichkeit, das Ganze von der Landseite aus zu beobachten. Nur ist die Sicht vom Fluss aus deutlich besser.
Trotzdem bestellten wir gleich noch die Morgen -Tour auf dem Ganges zum Sonnenaufgang.
Ganges Bootstour zum Sonnenaufgang
Der frühe Vogel kann mich mal. So oder so ähnlich war die Stimmung um 05.30 Uhr. Unser Bootsführer holte uns ab, um den Sonnenaufgang auf dem Ganges zu genießen. Ein einmaliges Erlebnis. 2 Stunden an den Ghats (Badestellen) vorbei, an denen die Maharadschas im Ganges badeten. Vorsicht bei den Preisverhandlungen: Man zahlt pro Person und Stunde 200 Rupien für Pärchen und 100 Rupien für Gruppen. Achtet selbständig auf das pünktliche zurückrudern, jede angebrochene Stunde zählt.
Berechnet wird auch hier, wie in der Abendtour, ab Kontaktaufnahme am Hotel.
Ihr bekommt vom Ruderer schwimmende Kerzen, um sie Mutter Ganga zu opfern. Dass diese extra kosten, wird man euch erst nach der Zeremonie erzählen. Auch hier schwankt der Preis erheblich. Angemessen sind 50 Rupien.
Alles in allem ein unvergessliches Erlebnis, welches ich nicht missen möchte.
P.S. Noch ein letztes zu den Ganges-Supermärkten, die ständig an euer Boot andocken. Handelt, was das Zeug hält, die Preise sind teilweise 4 – 5fach darüber. Dafür kannst Du Deinen Freunden erzählen, ihr Geschenk AUF dem Ganges erstanden zu haben.
Burning Ghats
Nach der Bootsfahrt wanderten wir an den „Burning-Ghats“ entlang. Die Feuer brennen hier 24 Stunden durch und man kann sich daneben stellen und zuschauen. Frauen sind bei den Zeremonien allerdings verboten. Es gibt sogar eine Stelle, an der Ausländer verbrannt werden. Sollte also jemand am Ganges verbrannt werden wollen, kann er schon mal die Feuerstätte besichtigen. Viele Inder können sich diesen Luxus nicht leisten, da die originale Einäscherung mit Sandelholz vorgenommen wird. Das kostet je nach Aufwand ca. 360.000 INR (4244 EUR). Ein für deutsche Verhältnisse annehmbarer Preis. Für „normale“ Inder allerdings unerschwinglich.
Besuch der Seidenweberei
Nach unserer Ankunft im Hotel hatten wir auch schon die nächste Verabredung. Unser Hotelboy schleppte uns in die verwinkelten Seitenstraßen von Varanasi, um uns eine Seidenweberei vorzustellen. Alte Handwerkskunst hautnah ist in Indien an jeder Ecke zu bewundern. Vorsicht, wenn Euch jemand anbietet, diese Manufakturen zu besichtigen. Die Schlepper bekommen Geld dafür. Lieber auf eigene Faust auf Erkundungen gehen. Die einfachste Art in der Innenstadt von Varanasi zu orientieren ist sich das Ghat zu merken, an dem man wohnt. Man verläuft sich schnell in dem Gassen-Gewirr. Nach der Manufaktur, in der wir auch einen Seidenschal zu einem überhöhten Preis kauften, ging es auf Stadtrundfahrt.
Samath – die erste öffentliche Predigt von Buddha
Erstes Ziel war Samath 10 Kilometer von Varanasi entfernt. Hier im Hirschpark hielt Buddha, nachdem er Erleuchtung erlangt hatte, seine erste öffentliche Predigt.
Die Jami Sekte
In näherer Umgebung findet sich dann auch ein Tempel der Jami Sekte. In diesem Tempel wird offensiv Aufklärung betrieben. der Priester erzählt (natürlich gegen eine kleine Spende) die Geschichte der Jami. Die Mitglieder, die sich streng an die Vorschriften halten, tragen keine Kleidung, öffnen den Mund nicht mehr nach Sonnenuntergang und haben ein Armutsgelübde abgelegt. Interessant, wie die Gläubigen das in die Tat umsetzen.
Shri Vishwanath Mandir
Wirklich schön war dann der Vishnu Tempel (Shri Vishwanath Mandir) hier lernten wir vier Studentinnen kennen, die für Ihre Klausur beten waren.
Indian Institute of Technology (BHU) Varanasi
Nach dem Tempelbesuch ging es dann auf den Campus. Ein malerischer Campus, der stark an das britische Empire erinnerte. Es hätte genauso gut in Yale oder Eton sein können.
Diese kleine Tour ist auch für einen Tag völlig ausreichend.
Dachterrasse Alka Hotel
Meine Empfehlung am Abend, nachdem man die Ganges-Zeremonie vom Fluss aus gesehen hat, ist die Dachterrasse vom Alka Hotel.
Von hier kann man bequem bei Pizza und Pasta die Zeremonie beobachten.
Der Heimweg durch die dunklen Gassen ist dann ein Erlebnis für sich. Die dunklen Gestalten die vor den Läden stehen und die Ausländer anstarren entpuppen sich als äußert hilfsbereite Mitmenschen sobald man verzweifelt den Weg sucht.
Danach ging es wieder in die verwinkelten Gassen von Varanasi zu der Seidenmanufaktur, um noch zwei Geschenke für Freunde zu kaufen.
Warnung: Für solche schnellen Einkäufe einfach mal 2-3 Stunden einplanen. Der Prozess beginnt mit der Geschichte der Firma über die Fragen nach der eigenen Person bis zur Inventur des Ladens. Selbst wenn man weiß, was man will, werden einem 200 unnütze Dinge gezeigt, die extra billig sind. Egal ob man sie braucht, das Argument der Verkäufer ist der Preis. So nach dem Motto, billig geht immer.
Also nahmen wir noch zwei Fußringe für die Zehen mit, die natürlich echt Silber, extrem billig (extra für uns, weil wir jetzt die besten Freunde des Besitzers waren) und selbstverständlich pure Handarbeit aus dem Haus waren.
Um die Geschichte abzukürzen, die Ringe färbten auf der Haut und verbogen sich bei Laufen, sodass wir sie entsorgen mussten.
Nach dem vielen Handeln waren wir auch bereit wieder mit den Tuk Tuk-Fahrern zu feilschen. Wir brauchten eine Rikscha zum Affentempel. Während man Affen in Indien meidet, weil sie alles klauen, was man am Körper oder in der Hand hat, werden sie hier verehrt und gefüttert.
Und tatsächlich wimmelte es in diesem Tempelkomplex von Affen. Aufgrund der heiligen Tiere fehlte auch völlig die Sauberkeit, die man sonst von heiligen Stätten gewohnt war. Essensreste und Kot lagen auf den Wegen und Wiesen.
Schnell versteckten wir unsere Sonnenbrillen und wurden auch zugleich Zeuge eines Diebstahls. Ein Affe sprang auf einen kleinen Jungen, entriss ihm sein Spielzeug und flüchtet hinter eine Absperrung. Hier hilft nur noch verhandeln, wie auch bei einer Affenattacke auf der Straße. Die Tiere warten geduldig in unmittelbarer Nähe, bis man ihnen Kekse oder Obst kauft und sie damit besticht, um sein Eigentum wiederzubekommen.
Ist man nicht schnell genug großzügig, kauen sie schon mal gelangweilt auf dem Gegenstand der Erpressung herum.
In unserem Fall kam einer der Tempelaufseher mit dem Stock und drohte dem Tier. Das ließ gelangweilt das Spielzeug fallen und verschwand im Baum. Nicht ohne es vorher zerbissen zu haben.
Meine Sonnenbrille fühlt sich seitdem immer in der Tasche wohl, sobald ich Affen sehe.
Auf dem Rückweg ließen wir unseren Fahrer direkt am Assi Ghat (der südlichsten der Badestellen von Varanasi) anhalten, um direkt am Ganges zu unserem Hotel zu laufen.
Bollywood in Varanasi
Bei unserem Glück gerieten wir in eine Bollywood Produktion, die sich Varanasi als Drehort ausgesucht hatten. Sie drehten direkt mit dem Ganges als Hintergrund. Natürlich blieben wir stehen, um das bunte Treiben aus der Entfernung zu beobachten, so wie auch hunderte Inder.
In Mumbai, der Hochburg der Filmindustrie, gibt es spezielle Cafés, wo sich Europäer aufhalten können, um von Casting-Scouts angesprochen zu werden. So bekommt man eine Filmrolle für 1-2 Tage. Inder lieben es, Touristen mit heller Haut einzuspannen. So bekommen die heimischen Produktionen ein internationales Flair.
Bei der Hotelrechnung lernten wir wieder etwas Neues kennen. Steuern!
Alle Preise, die wir im Kopf hatten für Speisen und Hotelzimmer waren netto. Das erfuhren wir erst bei der Bezahlung. Also knöpfte man uns 20 % mehr ab.
Merke: Bei Hotels immer vorher fragen, ob die Steuern inklusive sind! Dann gibt es hinterher keine Möglichkeit, sich ausnehmen zu lassen.
Dafür bekamen wir für unser nächstes Ziel Agra eine Hotelempfehlung mit einer deutschen Besitzerin.
Auf Wiedersehen Varanasi, hallo Agra!