Wer das erste Mal nach Kiew kommt ist überwältigt von der Dichte und Schönheit der Kirchen und Kathedralen. An fast jeder Kreuzung lassen sich architektonische Meisterwerke finden, die alle nach 1240 gebaut wurden, da zu dieser Zeit die Mongolen Kiew eroberten und alle Häuser niederbrannten, sowie alle Einwohner ermordeten. Danach erholte sich die Stadt nur schwer, bis Kaiser Nicolaus I. im 19. Jahrhundert die Stadt zum Handels- und Verkehrsknotenpunkt ausbaute. Der Hauptbahnhof von Kiew ist bis heute das Drehkreuz in der Region, allerdings weigern sich alle Bediensteten englisch mit den Touristen zu reden, was den Fahrkartenkauf zu einer Tortour macht.
Da mich meine Reise vom Baltikum, mit Schwerpunkt aus Tallinn, hierher geführt hat, hab ich mich mit den Entfernungen erst mal ordentlich verschätzt. Vorsicht ist auch bei der Überquerung des Dnepr geboten. Hier kommt man nicht so einfach ans Flussufer da die Höhenunterschiede gewaltig sind. Da können 500 Meter Luftlinien schon mal 3 Kilometer Umweg bedeuten.
Informationen über Einreisebedingungen, Visum, Steckdosen, Geld abheben und vieles mehr, findest Du unter Reisevorbereitung Ukraine
Hostels und Hotels in Kiew
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Hotel Bakkara
Das Bakkara ist ein Schiff, welches mitten im Fluss an einer Insel vor Anker liegt. Zu Fuß leider sehr schwer zu erreichen, da man nicht an das Flussufer kommt. Der beste Weg ist die Metro. Für 1000 UAH lebt es sich aber wie auf der Titanic. Ballsäle als Frühstücksraum umfunktioniert, Kabinen als Hotelzimmer und Liegestühle mit Ausblick auf den Fluss. Wer ein paar Tage in Kiew bleiben will, sollte das Bakkara ausprobieren. Hier geht es zur Buchung bei Agoda und Booking.com
Hotel Salute
Das Hotel „Salute“ ist ein schönes Beispiel für Hotels in der ehemaligen Sowjetrepublik. Mit sozialistischem Charme und viel russischer Liebe ist die ganze Einrichtung gespickt. Die Zimmer sind allerdings in Ordnung. Interessant ist der Aufgang neben den Liften. Ohne Stufen führt dieser Gang um beide Lifte bis in den obersten Stock herum. Man könnte fast von einem rollstuhlgerechten Hotel sprechen. Exklusive dem Frühstück kostet die Übernachtung über HRS Business 940 UAH, für das Frühstück 120 UAH mehr. Dafür ist das Buffet reichhaltig und lecker. Mehr über das Hotel Salute bei Agoda und Booking.com.
AirBnB by Sergii
Neben den üblichen Bettenburgen gibt es dann auch noch Airbnb. Während ich bei den letzten Aufenthalten jenseits der Dnepr und mitten in der City gelebt habe, habe ich für diesen Aufenthalt auf mehr Nähe zum Bahnhof wert gelegt. Gerade das frühe Aufstehen für die Tschernobyl Tour machten die Bahnhofsnähe lukrativ. Fündig wurde ich bei Sergii, er vermietet sein zweites Zimmer an Touristen zu einem günstigen Preis. Die Wohnung befindet sich oberhalb des Bahnhofs, 20 Minuten zu Fuß den Berg hinauf. Sehr ruhig und doch nahe an der City. Durch den direkten Kontakt mit einem Local könnt ihr natürlich andere Fragen stellen als in einem Hotel, wo jeder nur seinen Job macht. Bei Bedarf erreicht ihr Sergii unter: sergiikotelko@gmail.com
Sehenswürdigkeiten in Kiew
Wladimirkathedrale
Die Kathedrale steht direkt an einer sehr belebten Straße und wird von den Einheimischen stark frequentiert. Direkt am Eingang hat man die Möglichkeit Kerzen für die Leuchter im Inneren zu kaufen. Mein Tipp: Nehmt die Kleinen, sonst passen die nicht in die dafür vorgesehenen Leuchter.
Ansonsten ist die Kathedrale für meine Begriffe sehr klein und übersichtlich. Dennoch ist sie in Kiew die bedeutendste Kathedrale der russisch-orthodoxen Kirche.
Goldenes Tor von Kiew
So wie jede andere Stadt in den letzten Jahrzehnten ist auch Kiew gewaltig gewachsen. Das Goldene Tor, ursprünglich ein Stadttor von Kiew, wurde zwischen den Jahren 1017 und 1024 gebaut. Was damals als Außenmauer vor den Eindringlingen schützen sollte und die Mongolen im Jahre 1240 nicht aufgehalten hat, ist heute ein attraktiver Ort inmitten der Stadt. Direkt auf dem Weg von der Wladimirkathedrale zum Michaelskloster kommt man daran vorbei.
Sophienkathedrale
Die bedeutendste Kathedrale der damaligen Zeit wurde als Ebenbild der Hagia Sophia in Istanbul (damals Konstantinopel) angelegt. Grundsteinlegung erfolgte im Jahr 1037 unter Jaroslaw dem Weisen, der 1054 auch hier beigesetzt wurde. In der Kathedrale fanden die Thronbesteigungen der Kiewer Fürsten statt. Für die Besichtigung gelten verschiedene Tarife. Wer nicht sooo kirchenbegeistert ist, dem sei der Glockenturm mit seiner unglaublichen Aussicht empfohlen. Schwindelfrei wäre allerdings von Vorteil. Einzelticket 80 UAH.
St. Michaelskloster
Das Kloster gehört zu den Dingen, die man in Kiew gesehen haben sollte, schon von weiten blinken die goldenen Türme einladend. Im Hof gibt es dann ausgiebig Gelegenheit zum Spazieren und Bewundern. Durch das Blau der Gebäude wirkt alles hell und rein. Das Michaelskloster ist ein neu gebauter Komplex, der aus Spendengeldern finanziert wurde. Das ursprüngliche Kloster war größer und musste den neuen Machthabern weichen. Glockenturm und Kathedrale wurden 1936 von den Sowjets gesprengt. An die Stelle des Klosters sollte ein gewaltiger Machtbau entstehen, der nicht fertiggestellt wurde. In den fertigen Teilen befindet sich das Außenministerium der Ukraine.
Außenministerium der Ukraine
Mit seiner 40 Meter hohen Säulenfront beeindruckt der Bau im sozialistischen Klassizismus. Hier am Michaelsplatz 1 war der ursprüngliche Ort des Michaelsklosters. Dieses wurde samt Glockenturm 1936 gesprengt, um den kommunistischen Herrschern Platz für ihre monumentalen Bauwerke zu machen. Das ukrainische Außenministerium nutzt diesen Bau seit 1991.
Standseilbahn Kiew
Die Standseilbahn fährt ihre Gäste vom Fuße des Berges bis an das Michaelskloster. Jedenfalls, wenn Sie fährt! Leider war bei meinem Besuch im Juli 2015 die Anlage wegen Renovierung geschlossen. Der Kiosk und Startpunkt befindet sich gleich am Eingang vom Park links.
EDIT: Auch bei meinem erneuten Besuch im August 2018 waren die Reparaturarbeiten noch nicht abgeschlossen.
Unabhängigkeitsplatz – Majdan Nesaleschnosti
Zentraler Platz in der Mitte von Kiew, er gilt als das Zentrum der Stadt. Hier wurde Mitte des 19. Jahrhundert. Das erste Steingebäude in Kiew errichtet. Der Platz spielte eine zentrale Rolle in den Konflikten der Ukraine mit seinen Besatzern. Immer wieder kam es zu architektonischen Umgestaltungen um Zuge von Machtwechseln und demzufolge einer Umbenennung des Platzes. Die letzten Unruhen auf diesem Platz, die gewaltsam geräumt wurden, waren 2004 und 2014.
Church of the Saviour at Berestove
Die Kirche liegt auf dem Weg zur „Mutter-Heimat-Statue“ auf der linken Seite etwas versteckt in einer Seitenstraße. Es lohnt sich aber, diesen Weg zu gehen. Im Gegensatz zu den anderen Kirchen auf dem Weg gibt es hier keinen Eintritt und wenige Touristen.
Mutter-Heimat-Statue
Hoch auf dem Hügel überblickt die Statue mit Schild und Schwert den Fluss und die Stadt. Im Sockel der Statur ist ein Museum für die Unabhängigkeit der Ukraine untergebracht. Vom Widerstand gegen die Deutschen bis zu den letzten Unruhen der verschiedenen Milizen. Hier werden zerschossene, private Feldkisten, wie auch verschiedene private Waffen gezeigt. Was aber die wenigsten wissen, man kann im Museum fragen und hat dann die Möglichkeit in der Statue nach oben zu klettern und oben aus dem Schild herauszuschauen.
Kiewer Höhlenkloster
Der Klosterkomplex mit über 80 Gebäuden gehört zu den ältesten und größten der orthodoxen Kirche. Erste Erwähnungen gehen auf das 11. Jahrhundert zurück. Der Komplex wurde 1688 mit dem Titel Lawra ausgezeichnet, was wohl nur wenige Klöster ehrte. Die Aufteilung der Anlage gliedert sich in die obere und untere Lawra. In der unteren Lawra befindet sich dann auch die Höhlen, auf welche der Name zurückzuführen ist. In den Höhlen lebten die Mönche des Klosters abgeschieden von der Außenwelt und hatten ihre eigenen, in den Stein gehauenen Kammern. Verstorbene Glaubensbrüder wurden ebenfalls in den Höhlen beigesetzt.
Teil des Höhlenklosters ist der Große Lawra Glockenturm (Great Lavra Bell Tower). Das Gebäude war während seiner Entstehungszeit (1731-1745) mit 96,5 Metern der höchste frei stehende Glockenturm und wurde vom Architekten Gottfried Schädel entworfen.
NSK Olimpijskyj / Olympiastadion Kiew
Nach unzähligen Versuchen, die immer durch Krieg und Konstruktionsfehler vereitelt wurden, begann der Bau 1914 und dauerte bis zur Eröffnung 1948 an. Das Stadion ist als Mehrzweckstadion angelegt. Berühmtheit erlangte es aber durch seine beiden hier spielenden Fußballmannschaften, Dynamo Kiew und Arsenal Kiew. Ursprünglich mit 100.000 Plätzen auf Sitzbänken ausgestattet, schrumpfte das Fassungsvermögen 1997 nach FIFA- konformen Einbau von Plastikeinzelsitzen auf 83.000 Plätze.
Ukrainian National Chornobyl Museum
Den wenigsten Touristen in Kiew ist bewusst, wie nahe die Stadt an Tschernobyl liegt. Direkt vor den Toren der Stadt ereignete sich 1986 der bisher Größte Anzunehmende Unfall (GAU) in der Geschichte der Atomenergie. Das Museum erinnert an die Opfer während und nach dem Unfall und beschreibt die Evakuierung von mehreren Tausend Menschen mit Bussen. Tschernobyl ist knapp 30 Jahre immer noch nicht offiziell bewohnbar, allerdings besteht die Möglichkeit Ausflüge in die Todeszone zu unternehmen.
Ukraine State Aviation Museum
Auch für die Flugzeugverrückten hat Kiew etwas parat. Ca. 4 Kilometer südlich des Hauptbahnhofes befindet sich das Flugzeugmuseum, direkt neben einem kleinen Flughafen. Unzählige Flugzeuge und Hubschrauber stehen hier im Freien und warten auf ihre Besucher. Darunter mehrere MI 24 in verschiedenen Ausführungen, sowie zivile Maschinen (IL62, Jak 40, TU 134). Der Eintritt beträgt 50 UAH, wer in verschiedene Modelle einsteigen möchte, zahlt pro Einstieg 5 UAH extra.
Home Cafe
Mein absoluter Favorit wenn es um gutes Essen und entspanntes Arbeiten geht, ist das Home Kaffee. Nicht nur das Personal ist bemüht, was in der Ukraine eine Seltenheit ist, auch die Karte ist in russischer und englischer Sprache erhältlich. Mein Liebling unter den Speisen ist das überbackene Roggensandwich mit Lachs!
Semifreddo
Wer sich direkt nach seiner Ankunft erstmal orientieren möchte geht am Besten ist in das Semifreddo. Das Personal sprich sehr gutes Englisch und das WiFi ist ok. Ich persönlich sitze lieber im Home Kaffee, aber in der Nähe des Bahnhofs ist das Semifreddo die beste Alternative.
Bessarabska Markthalle – Kavier aus Kiew
Wer Slowfood und regionale Speisen mag, muss in die Bessarabska Markthalle in der Innenstadt. Hier sieht es wie im früheren Sozialismus aus. Bauern verkaufen ihre Erzeugnisse und frisch geschlachteten Tiere. Es gibt Fisch und jede Menge verschiedenen Kaviar. Ich würde meinen Kaviar hier kaufen.
Metrograd Mall – Kaufhaus für Alles
Alle andern Alltagsgegenstände außer Kaviar gibt es in der Metrograd. Für mich eigentlich eine Unterführung wurden die Gänge zu gepflegt, bis ich bemerkte das es die unterirdischen Ausläufer eines Kaufhauses waren, an einem der Coffeeshops ließ ich mich dann zum Arbeiten nieder. Das freie Wi-Fi „Metrograd“ ist hervorragend.
Barberia
Wie der Name schon sagt, ist eine Barberia, eine Bar mit einem Barbershop. Eher ungewöhnlich, aber total abgefahren. Der unterirdische Vorraum erinnert mehr an eine Nachtbar, an der man sich niederlässt. Getrunken wird, bis der verantwortliche Barbier den Kunden von der Bar wegholt. Die Getränkeauswahl reicht von Longdrinks über Kaffees bis hin zu Säften. Der Friseursalon ist sehr hip und die tätowierten Friseure designen mit gekonnter Perfektion deinen neuen Style. Mein plumper Kurzhaarschnitt dauert hier mal eben eine Stunde inklusive schneiden, rasieren, stylen und waschen. Das alles schlägt sich natürlich auch im Preis nieder. Knappe 20 Euro sind für den normalen Ukrainer echt viel Geld, mir war es den Service mehr als wert.
mehr Highlights in Kiew
Kiew ist riesig. Alle Sehenswürdigkeiten zu schaffen grenzt einfach an Größenwahn. Also lass ich mir für die nächste Tour durch die ukrainische Hauptstadt einfach noch ein paar Highlights übrig. Dazu zählen folgende:
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Samson-Brunnen
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St.-Andreas-Kirche
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Andreassteig
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Hidropark
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Truchaniw-Insel
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Vydubychi Monastery
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Lysa Hora
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Nationales Museum der Geschichte der Ukraine im Zweiten Weltkrieg
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Kiewer Festung
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Church of the Tithes
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Nationales Historisches Museum der Ukraine