Das Herzstück von Fès ist die Medina von Fès el-Bali, ein wahres Labyrinth aus engen Gassen, das bis heute eine der größten autofreien Zonen der Welt darstellt. Diese historische Altstadt, die 1981 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde, beherbergt eine Fülle an kulturellen und architektonischen Schätzen. Darunter befindet sich die Al-Qarawiyyin-Moschee, die im Jahr 859 n. Chr. von Fatima al-Fihri gegründet wurde und als eine der ältesten, kontinuierlich betriebenen Universitäten der Welt gilt. Die Moschee und die angrenzende Universität spielten eine zentrale Rolle bei der Verbreitung islamischen Wissens und trugen wesentlich zur intellektuellen Blütezeit der Stadt bei.
Ein weiteres bedeutendes Merkmal von Fès ist seine Handwerkskunst. Die Stadt ist seit Jahrhunderten ein Zentrum für marokkanisches Kunsthandwerk. Besonders bekannt ist sie für die Herstellung von Lederwaren, die in den berühmten Gerbereien von Fès, wie der Chouara-Gerberei, produziert werden. Diese Gerbereien, die zu den ältesten der Welt gehören, bieten einen faszinierenden Einblick in traditionelle Handwerkstechniken, die über Generationen hinweg weitergegeben wurden. Auch die Produktion von Zellij, den kunstvollen Mosaiken, und handgewebten Textilien hat in Fès eine lange Tradition und spiegelt die reiche kulturelle Vielfalt der Stadt wider.
Fès hat sich im Laufe der Jahrhunderte auch als spirituelles Zentrum etabliert. Die Stadt beheimatet zahlreiche Moscheen, Medresen (religiöse Schulen) und Sufi-Heiligtümer, die Pilger aus der ganzen islamischen Welt anziehen. Die Medina selbst ist ein lebendiges Museum, in dem das tägliche Leben und die Traditionen der Einwohner einen tiefen Einblick in die Geschichte und Kultur Marokkos gewähren.
Informationen über Visum, Einreisebedingungen, Steckdosen, Geld abheben und vieles mehr, findest Du unter Reisevorbereitung Marokko
Anreise nach Fes
Mit dem Zug aus Meknes
Fes ist nur einen Katzensprung oder in Zahlen ausgedrückt 56 Kilometer von Meknes entfernt. In diesem Sinne lohnt sich die 40-minütige Fahrt auch für einen Tagesausflug, wenn Du schon in Fes bist. Fahrtkosten sind 25 MAD und die Züge fahren jede Stunde. Genaueres erfährst Du unter: https://www.oncf-voyages.ma
Mit dem Zug aus Tanger Stadt
Tanger ist deutlich weiter entfernt als nur 40 Minuten. Die Fahrt an die Küste dauert knappe 4 Stunden und ist je nach Zug mit 120 – 210 MAD bepreist. Aber auch hier gibt es fast stündlich Züge, die dich pünktlich und sicher durch Marokko bringen. Den Link zur Bahn findest du oben.
Mit dem Flugzeug nach Fes
Von Deutschland aus geht es meist nur von den billigen Plätzen aus direkt nach Fes. Hier sind insbesondere Düsseldorf (NRN) und Frankfurt-Hahn (HHN) zu nennen. Ansonsten Baden-Baden (FKB), Köln-Bonn (CGN) und Düsseldorf (DUS).
Orientierung in Fes
Fes ist die älteste Stadt in Marokko. Als großer Handelsplatz zog die Stadt viele Neider und Invasoren im Laufe der Zeit an, weshalb die sie strategisch ausgebaut und in eine riesige Falle umgebaut wurde. 2000 der mehr als 9000 Gassen enden in einer Sackgasse, teilweise wird das aber erst nach 15 Minuten Fußmarsch sichtbar. Was frustrierend klingt, hatte in früherer Zeit System. Die Bewohner wussten ja, wo es langging, der ganze Irrsinn wurde nur für die Eroberer gebaut. Bei Angriffen auf die Altstadt wurden in wirklich jeder Gasse die Türen geschlossen, die sich noch im letzten Jahrhundert in den Angeln befanden. Dadurch stockte die Invasion und die Bewohner hatten Zeit, die Angreifer von den Dächern aus mit kochendem Wasser, siedendem Öl oder Speeren zu attackieren. Jede Tür musste einzeln aufgebrochen werden und zwang den Angreifer zur kurzzeitigen Bewegungslosigkeit. Das Gleiche passierte mit den Sackgassen. Nach stundenlangen Kämpfen um jeden Meter steckten die Bogenschützen und Reiter in der Sackgasse fest und mussten erst umständlich wenden. Diese Sackgassen sind heute noch als Tourist frustrierend, ich möchte mir das unter Beschuss nicht vorstellen. Also Fes wurde nicht für Fremde und schon gar nicht für Touristen ausgelegt. So ist auch heute noch. Ein Spaziergang durch die Altstadt gleicht einer Irrfahrt in die Vergangenheit. Aber es gibt ein paar Tipps und Tricks, die das Leben leichter machen.
Die ultimativen Tipps für eine bessere Orientierung
Durch die Altstadt gibt es 2 Hauptstraßen, die komplett hindurchführen. Du gehst dabei durch unzählige Torbögen und Unterführungen.
- Ist der Torbogen rund, ist es eine Nebenstraße. Ist er quadratisch, bist du weiterhin auf der Hauptstraße, egal ob diese abbiegt oder nicht.
- Straßennamen stehen oberhalb des Kopfes auf blau-weißen Kacheln. Diese dreisprachigen Straßenschilder sind bei Sackgassen 6-eckig (Hexagon) und bei durchgehenden Straßen 4-eckig (Quadrat).
- Die Altstadt wird älter, je tiefer du kommst. Fes wurde auf dem Grund des Tales errichtet und dann bergauf gebaut. Abwärts gehst auch du in der Zeit runter. Am Boden des Tales findest du die Gebäude aus dem Jahre 869 n. Chr.
Lass dich auf keinen Fall von Locals von der Seite anquatschen. Dir wird alle 5 Minuten jeder erzählen, „die Straße ist geschlossen“, „du gehst in die falsche Richtung“ oder ähnliches. Ziel ist nur, dich zu verunsichern, um sich als Führer aus der Altstadt anzubieten. Ignoriere die Bauernfänger auf jeden Fall.
Google Maps funktioniert hier recht gut, auch wenn alle Einheimischen das bestreiten. Du musst halt auch mitdenken. Nimm dir deutlich mehr Zeit als sonst und plante Pannen und Sackgassen mit ein.
Riad bel Kayed
Das bisher am schwersten zu findende Riad in Marokko. Google hat in Fes einige Schwierigkeiten, wer es eilig hat, der gehe langsam. Manche Straßen entpuppten sich als nicht zugänglich und ich musste ein paar Häuser umlaufen. Ansonsten tolles Riad, inklusive Restaurant. damit war auch die Qualität des Frühstücks gesichert. Mein Zimmer war schön groß, mit Couch und Sitzkissen. Das eigene Bad sehr edel mit Mosaikfliesen und warmen Wasser. Flauschige Handtücher inklusive. Super sauber und überall Steckdosen.
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Sehenswürdigkeiten in Fes
Royal Palace
Der Dar el-Makhzen in Fes, ist eine der prächtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Er liegt im Herzen der Altstadt von Fes el-Jdid und beeindruckt durch seine monumentalen Tore, die mit kunstvollen Mosaiken und bronzenen Türklopfern verziert sind. Obwohl der Palast für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist, da er noch immer von der marokkanischen Königsfamilie genutzt wird, ist die prächtige Außenansicht eine beliebte Attraktion. Besonders das Haupttor mit seinen goldglänzenden Türen und den leuchtend blauen und grünen Kacheln zieht die Aufmerksamkeit auf sich.
Water Clock
Die “Dar al-Magana,” ist ein historisches Wunderwerk der Ingenieurskunst, das im 14. Jahrhundert von dem berühmten Astronomen und Mathematiker al-Tunsi erbaut wurde. Sie befindet sich an der Medersa Bou Inania, einer der prächtigsten theologischen Schulen der Stadt. Diese einzigartige Wasseruhr besteht aus einer Reihe von 12 kleinen Nischen mit Holzkästen, die ursprünglich mit Wassermechanismen betrieben wurden, um die Stunden anzuzeigen. Obwohl sie heute nicht mehr funktioniert, zeugt sie von der fortgeschrittenen Technik und dem wissenschaftlichen Wissen des mittelalterlichen Fes. Sie diente einst zur genauen Zeitmessung, insbesondere für religiöse Zwecke, wie das Rufen zum Gebet.
Cafe Clock
Ein wenig versteckt, aber gut erreichbar, ist das Café Clock. Hier gibt es nach unendlichen Stufen eine Dachterrasse, die eine gute Aussicht über die Dächer von Fes zulässt. Der Service sowie die Speisen und Getränke sind ein wenig preisintensiver, aber sehr gut. Gerade für digitale Nomaden gibt es gutes Internet und überall Steckdosen. Sollte es Dir auf der Terrasse zu warm sein, hat das Café noch 3 oder 4 andere Stockwerke in denen Du gekühlt arbeiten kannst.
Gerberei (Chouara Tannery)
Die Chouara Tannery ist die größte und berühmteste Gerberei der Stadt, die seit Jahrhunderten unverändert geblieben ist. Sie befindet sich in der Medina und besteht aus zahlreichen großen, runden Steinbecken, in denen Leder in Handarbeit gegerbt und gefärbt wird. Die Handwerker verwenden dabei natürliche Farbstoffe wie Safran, Indigo und Mohn. Du kannst das bunte Schauspiel von den umliegenden Terrassen aus beobachten und erfahren, wie Tierhäute durch aufwändige Prozesse in feinstes Leder verwandelt werden. Obwohl der starke Geruch eine Herausforderung sein kann, lohnt sich ein Besuch.
Place Seffarine
Der mit Abstand lauteste Platz in ganz Fes ist der Place Seffarine, der für seine traditionelle Handwerkskunst bekannt ist. Umgeben von alten Gebäuden und Werkstätten, ist der Platz seit Jahrhunderten ein Zentrum für Kupferschmiede und Metallhandwerker. Hier kann man den Handwerkern zusehen, wie sie auf ihre Ambosse schlagen und kunstvolle Kupfer- und Messingwaren, wie Töpfe, Schalen und Tabletts, herstellen. Der Klang der Hämmer, die auf Metall schlagen, verleiht dem Platz eine einzigartige Atmosphäre.
Bab Boujloud (Blaues Tor)
Das Blaues Tor ist das berühmteste Tor der Stadt Fes und UNESCO-Weltkulturerbe. Erbaut im Jahr 1913, dient es als Haupteingang zur Medina von Fes el-Bali, der Altstadt. Das Tor beeindruckt durch seine kunstvolle, andalusische Architektur und die markanten blauen Fliesen auf der Außenseite, während die Innenseite mit grünen Kacheln verziert ist, die die Farbe des Islam symbolisieren. Die leuchtenden Farben und filigranen Mosaiken machen es zu einem beliebten Fotomotiv. Hinter dem Tor entfaltet sich das Labyrinth der Medina, voller enger Gassen, Märkte und historischer Stätten.
Jnan Sbil Garten
Der Jnan Sbil Garten, auch als Bou Jeloud Garten bekannt, ist eine grüne Oase, die zwischen der Altstadt (Medina) und der Neustadt (Fes el-Jdid) liegt. Ursprünglich im 18. Jahrhundert von Sultan Moulay Abdellah angelegt, bietet der Park heute eine friedliche Umgebung zum Entspannen und Spazieren. Mit seinen gepflegten Wegen, üppigen Grünflächen, Palmen, Blumenbeeten und plätschernden Brunnen ist der Garten ein beliebter Rückzugsort. Ein Highlight ist der große künstliche See, der von hohen Bäumen umgeben ist. Der Jnan Sbil Garten spiegelt die Harmonie von Natur und traditioneller marokkanischer Gartenkunst wider.
Marinid Tombs
Die Marinid Tombs sind historische Gräber, die auf einem Hügel über der Stadt thronen und atemberaubende Ausblicke auf die Medina von Fes el-Bali und die umliegende Landschaft bieten. Die Ruinen stammen aus dem 14. Jahrhundert und wurden während der Herrschaft der Mariniden-Dynastie errichtet, die Fes zu einem bedeutenden kulturellen und religiösen Zentrum machten. Obwohl die Gräber heute verfallen sind, zeugen die Überreste von der einstigen Pracht der Architektur. Die Marinid Tombs sind ein beliebter Ort, um den Sonnenuntergang über der Stadt zu genießen. Nimm Snacks & Getränke mit.
Free Tour by GuruWalk
Sehr zu empfehlen und meine Standardsuche in jeder Stadt sind die Free Walking Touren. Hier in Fes sind es 3-4 Stunden, um die Altstadt zu erkunden und kleine Empfehlungen zur Orientierung mitzunehmen. Mein Guide war ein pensionierter Lehrer der ein wenig langatmig aber auch ausführlich auf die Geschichte und Traditionen der Stadt einging. Die Tour war spannend und informativ. Da die Bezahlung auf Spendenbasis funktioniert war ich mit 100 MAD dabei. Das ist der Stundenlohn, den selbsternannte Strassenguides für eine private Tour aufrufen.
Foundouq El Jadid Al Qatanin
Die Karawanserei wurde im 14. Jahrhundert erbaut. Sie diente ursprünglich als Herberge und Handelszentrum für Händler, die mit Waren wie Baumwolle und Textilien handelten, daher auch der Name “Al Qatanin”, was Baumwolle bedeutet. Das Gebäude besticht durch seine typische Architektur mit einem großen Innenhof, umgeben von zweistöckigen Arkaden, die zu den Räumen führten, in denen die Händler übernachteten und ihre Waren lagerten. Heute ist der Foundouq ein Zeugnis der Handelsgeschichte von Fes und ein beliebter Ort, um einen Einblick in das wirtschaftliche und soziale Leben der mittelalterlichen Stadt zu bekommen.
mehr Highlights in Fes
- Nejjarine Museum of Wooden Arts & Crafts
- Borj Sud
- Stadttor Bab Rcif
- Madrasa Bou Inania
- Al-Qarawīyīn Moschee
- Lalla ez-Zhar Mosque