Warschau an sich, ist schon eine faszinierende Stadt. Nach der völligen Zerstörung durch den Zweiten Weltkrieg, wurde die Innenstadt größtenteils mit den alten Häuserfassaden wieder aufgebaut und mit modernsten Hochhäusern gemischt. Ähnlich wie in Frankfurt haben sich für die Warschauer Skyline, traditionelle Gebäude mit modernsten Skyscrapern gepaart. Die Stadt ist weitläufig, offen und grün.
Durch das Warschauer Ghetto gibt es viele Gedenkstätten und Plätze die an die an das dunkle Kapitel der polnischen Geschichte erinnern.
Informationen über Einreisebedingungen, Visum, Steckdosen, Geld abheben und vieles mehr, findest Du unter Reisevorbereitung Polen
Ankunft in Warschau
Mit dem Bus ab Berlin
Meine Anreise von Berlin erfolgte mit dem Flixbus. Hier kann ich bei 9 Stunden Fahrzeit arbeiten und auch schlafen. Um Mitternacht ging es los und Ankunft war entspannt um 9 Uhr früh. Vorsicht bei Google mit der Endhaltestelle, die ist falsch eingetragen. Der Bus hält 9,9 Kilometer außerhalb des Zentrums. Hier kommt dann die U-Bahn ins Spiel.
U-Bahn in Warschau
Die Stadt hat zwei Linien, die sich knapp im Zentrum kreuzen. Endhaltestelle ist Anlaufpunkt vom Flixbus. Die Tickets für die U-Bahn gibt es am Billet Automaten vor der Schranke. Sprachen sind russisch, polnisch und glücklicherweise auch deutsch. Nimm ein 20 Minuten Ticket, das passt bis in die Stadt. Keine umsteigen, kein zurückfahren. One Way für knappe 85 Cent. (3,40 PLN). Das Ticket zur Entwertung in das Drehkreuz mit dem Magnetstreifen nach unten einführen und am oberen Ende wieder herausnehmen.
Wichtig zu wissen: Bei verlassen wird das Ticket nicht wieder reingesteckt. Sah ganz schön blöd aus, als ich versucht habe das in den Schlitz reinzufummeln, bis ich bemerkt habe das er verschlossen war. Das Drehkreuz ist für die Ausgangsrichtung offen. Die Polen hatten ihren Spaß an dem Touristen!
Hostels und Hotels in Warschau
Empfehlungen lesen oder alle bei Agoda oder Booking.com auflisten lassen!
Hostel Center Lux
Meine erste Adresse bei meiner Ankunft in Warschau war das Lux Hostel. Das Capsule Hostel war preiswert (12 EUR die Nacht), hält leider nicht, was es verspricht. Während ich von den Schlafboxen in Asien begeistert bin, verstehen die Polen darunter kleine Kabinen, die mit einem Vorhang zugezogen werden, ähnlich einem Schlafabteil im Zug. Leute in einem Raum in unterschiedlichen Kisten.
Die Spinde entsprechen eher Handgepäck, sodass Reisende mit Rucksack ihr Hab und Gut in den Boxen hinter den Vorhang stehen lassen. Nicht meine Vorstellung von Sicherheit, vor allem da ich meine Technik nicht an der Steckdose liegen lassen kann, sondern immer alles abbauen musste. Wenigstens stimmt das Preis-Leitungsverhältnis. Das Personal ist jedenfalls toll.
Victor und Hong Kong Capsule
Mehr der asiatische Stil von Kapsel findet sich beim Victor Capsule Hostel. 3,5 Kilometer entfernt und nicht so citynah. Das zu finden, ist aber eine Herausforderung. Mein Versuch ist kläglich gescheitert. Bei der angegebenen Adresse befindet sich ein Bürokomplex mit hunderten Mieteinheiten. Als ersten muss man die Eingangstür per Codeschloss überwinden. Wer den Code nicht weiß, wartet bis einer rauskommt. Drinnen stößt man dann auf einen Wachmann, der kein Englisch spricht und eine Rezeption eines anderen Hotels, die wohl früher ein Büro oder eine Wohnung war. Auch der Rezeptionist hat keinen Plan wo das Capsule Hotel ist, davon aber schon gehört. Er glaubt, in einer der Flure, die ebenfalls mit Codeschlössern abgesichert sind. Ist sich aber nicht sicher. Das war es dann für mich, wer es offensichtlich nicht auf Kunden abgesehen hat, soll sie auch nicht bekommen.
Recht beiläufig erfahre ich später, dass sich das Capsule Hotel in einer 3-Raum-Wohnung befindet, in der 20 Kapseln eingebaut wurden. Der Betrieb ist wohl mehr privat als kommerziell gedacht. Nach vielen Dank, ich mit 20 Anderen in einer Wohnung mit Bad und Küche. Auf keinen Fall!
Cafes in Warschau
Zwei Ketten machen die Innenstadt unsicher, das Nero und das Costa. Beide gut, wenn auch auf unterschiedliche Weise.
Nero Coffee
Neben Kaffeespezialitäten führt das Nero auch selbstgemachte Limonaden. Internet gibt es ohne Passwort und die Brownies sind eine Wucht.
Costa Coffee
Auch das Costa ist an jeder Ecke zu finden und hat als Kaffeekette einheitliches Angebot. Da erspart man sich die Auswahl in jeder Filiale. Latte Macchiato 9,90 PLN.
Sehenswürdigkeiten in Warschau
Kulturpalast in Warschau
Im Zentrum von Warschau steht der Kulturpalast, ein Geschenk der sowjetischen Nation zur Erinnerung an die polnisch-russische Freundschaft. Viele sehen in dem Turm eher ein Zeichen der russischen Macht und eine Demonstration Stalins. Zwischen den Jahren 1952 – 1955 im russischen Zuckerbäckerstil erbaut, beherbergt er mehr als 3000 Räume. Ein paar dieser Räume können bei der offiziellen Besichtigung begutachtet werden. Eintritt 30 PLN inklusive der Terrasse, die auch ohne Tour besichtigt werden kann. Karten gibt es am Haupteingang, alle Stufen hoch, rechts. Führungen sind von 11 – 16 Uhr zu jeder vollen Stunde.
Wer nur die Terrasse bucht, genießt einen grandiosen Ausblick aus dem 30. Stock über Warschau. Der Kulturpalast ist mit 237 Metern das höchste Gebäude in Polen. Am besten vor Sonnenuntergang auf der Terrasse einfinden und in die Dunkelheit hinein chillen. Mehr unter: www.pkin.pl
Chillen lässt sich auch direkt vor der Tür des Haupteinganges, hier haben Designer eine super Holzbank entwickelt die Chill- und Sitzmöglichkeiten vereint. Leider kein Wi-Fi in unmittelbarer Umgebung, aber man könnte sich ja auch mal unterhalten oder sowas?
Google Polen
Für die Geeks unter uns, ist vielleicht das Gebäude von Google Polen interessant. Ein unauffälliger Glaspalast, direkt neben dem Intercontinental Hotel. Leider steht nichts davon am Klingelschild. Der Eingang des Gebäudes ist mit modernen Chipkartenlesern und Drehkreuzen ausgerüstet und ein Wachmann kontrolliert die Lobby. Sehr edel, aber auch anonym. Das Einzige, was auf die moderne Arbeiterschaft hinweist, ist der Starbucks, der sich direkt daneben im Gebäude niedergelassen hat.
Bazar Różyckiego
Der älteste Markt in Warschau ist ein echter Reinfall. Gelegen auf dem rechten Weichsel Ufer, also auch ein wenig außerhalb der Innenstadt, war er im real existierenden Sozialismus der Schwarzmarkt schlechthin. Hier wurde alles Legale und illegale gehandelt was ging. Nach Freigabe der Märkte im Zuge der Revolution und Öffnung Polens nach Westen entfiel der Zweck des Marktes völlig. Der jetzige Platz ist ein trauriger Abklatsch auf dem allerlei Kram, Hochzeitskleider und Anzüge verkauft werden. Wer Verfall mit Nostalgie verwechselt, könnte noch Spaß daran haben.
Digitale Parkbänke
Der Hammer in der Altstadt sind die digitalen Parkbänke. Hier kannst Du Dich bequem hinsetzen und den QR Code auf der Oberfläche scannen. Die Bank erzählt Dir dann die Geschichte der Gebäude, vor denen Du sitzt oder der Persönlichkeiten die hier gewohnt haben.
Hop ON Hop OFF Bus
Wie in jeder Stadt fährt in Warschau natürlich auch ein Hop On – Hop Off Bus. Eigentlich sind es sogar zwei, die Blaue und die rote Route. Für 15 EUR für das 24-Stunden-Ticket oder wer es länger liebt für 21 EUR mit dem 72 Stunden Ticket bist Du dabei.
Ghetto Mauer Gedenkstätte
Auf einem kleinen Hinterhof in der Zlota Strasse 62 stehen die Überreste der alten Mauer, die das Warschauer Ghetto eingezäunt hat. Ich bin bei solchen Erinnerungsstätten immer skeptisch, weil es keine Chance auf Gegendarstellung gibt. Die Mauer ist sehr hoch, entspricht aber mehr der Rückwand eines Wohnhauses. Ich bezweifle das die Deutschen rund um das Ghetto eine Mauer in der Höhe gezogen haben. Der Arbeitsaufwand wäre enorm und ein Stacheldrahtzaun hätte die gleiche Wirkung gehabt.
Mein Fazit: Im Vorbeigehen mitnehmen, als extra Punkt auf der Sightseeing-Liste eher uninteressant.
Warschauer Ghetto Mauer
Wesentlich einleuchtender als die Gedenkstätte ist die Warschauer Ghetto-Mauer. Auch hier handelt es sich nicht um eine Mauer, sondern um originale Grenzhäuser, die das Ghetto umzäunten. Da fühlt man sich doch gleich an die DDR erinnert. Genauso sahen die Häuser am antifaschistischen Schutzwall aus, die als Teile der Maueranlage mit eingebaut wurden. Für einen nicht eingeweihte sehen die Häuser nur verwahrlost aus, mit Google Maps erkennt man erst wovor man da eigentlich steht.
Warschauer Ghetto Grenzmarkierung
(Warsaw Ghetto boundary marker)
Der Vollständigkeit halber befindet sich gleich hinter dem Berufungsgericht noch ein Gedenkstein für die Gestorbenen im Warschauer Ghetto. Viele Führungen halten an dieser Säule und erklären den Zuhörer, was es damit auf sich hat. Einfach mal 20 Minuten warten, der nächste Guide kommt bestimmt. Die Bodenmarkierung des ehemaligen Mauerstreifens fand ich sehr gelungen.
Militärmuseum
Auf dem Weg zur Weichsel bin ich dann über das Militärmuseum gestolpert, das war nicht zu übersehen. Mitte im Garten steht alte Geschichte wie eine MIG 29 oder der berüchtigte MI 24D Kampfhubschrauber. Auch sonst hält der Garten viel verrottete Militärgeschichte des Ostblocks –Warschauer Paktes aus dem vergangenen Jahrhundert bereit.
Technikmuseum
(Muzeum Techniki)
Gleich im Kulturpalast, in einem der Ausläufer, befindet sich auch das Technikmuseum. Hier finden sich solche Schätze wie die Verschlüsselungsmaschine ENIGMA welche die deutsche Wehrmacht im 2. Weltkrieg einsetzte, um geheime Nachrichten zu übermitteln. Daneben befindet sich noch die gläserne Frau, die Darstellung eines menschlichen Körpers, der alle Funktionen erklärt. Aber genug der Schwärmerei, das Technikmuseum ist die nächsten 12 Monate geschlossen. So ist derzeit (08/2018) die Voraussage. Bleibt mir also noch etwas beim nächsten Mal zu erleben. Eintritt bisher 8 PLN.