San Cristóbal ist eine der gehyptesten Städte in Mexiko. Wenn auch schwer zu erreichen ist die ehemalige Hauptstadt von Chiapas voller Touristen, die sich zwischen den Tzotzil, den eigentlichen Bewohner des Bergdorfes, hindurchschlängeln. Als Nachfahren der Maya sprechen die Tzotzil spanisch nur als Fremdsprache, also nicht wundern, wenn Dein fließendes Spanisch denen am Arsch vorbeigeht. Auch englisch ist, trotz der vielen Touristen, eher Mangelware.
Die Stadt ist eine Mischung aus Hipster-Hochburg und kolonialer Architektur, hat aber mit dem wirklichen Mexiko wenig zu tun. Erstaunlicherweise sind die Preise für den Hype ungewöhnlich human und bei weiten von Tulum-Dimensionen entfernt. Die Stadt ist in 20 Minuten gut zu durchlaufen und in den schachbrettartig angelegten Straßenzügen reihen sich vegane Restaurants und hippe Coffee-Shops aneinander. In den Abendstunden bricht in der Innenstadt auch gemütlich Partystimmung aus.
Der Ort liegt auf 2100 Meter Höhe, nimm auf jeden Fall etwas Warmes zum Anziehen mit. Auf jeden Fall lange Hosen und einen Hoodie. Mein Roommate in Playa del Carmen besuchte dort einen Freund und kam mit minimal Gepäck dort an. Zu seinen 3 T-Shirts und der kurzen Hose kaufte er sich dann vor Ort alles nochmal, während langärmlige Hemden bei uns im Schrank hingen, die wir in PDC nicht benutzten 😉
Informationen über Einreisebedingungen, Visum, Steckdosen, Geld abheben und vieles mehr, findest Du unter Reisevorbereitung Mexiko
Anfahrt nach San Cristóbal
San Cristóbal – wie komme ich in das Dorf?
Das Bergdorf hat natürlich keinen eigenen Flughafen. Die einfachste Anfahrt erfolgt daher von Flughafen (TGZ) Aeropuerto Internacional Ángel Albino Corzo aus mit dem Shuttle.
Andere Wege sind die Busrouten bzw. das Collectivo von Tuxtla Gutierrez (55 MXN) oder von Norden kommend aus Palenque. Die obere Route würde ich aber vermeiden, weil es regelmäßig auf der Route 199 zwischen San Cristóbal und Palenque zu Überfällen durch Rebellen kommt, wobei auch Waffen nicht gerade zimperlich eingesetzt werden. Dann lieber die verlängerte Anreise über Villahermosa.
Hostels und Hotels in San Cristóbal
Diesmal nur eine Empfehlung für San Cristóbal. Meine erste Unterkunft war sehr nett und mit direktem Gartenblick. Das schattige Plätzchen gepaart mit einer wirklich heißen Dusche hatte aber ein massives Schimmelproblem, sodass ich gleich am nächsten Morgen wieder ausgezogen bin. Wenn Du den Schimmel schon riechen kannst, dann wird es eng. Deshalb habe ich die Unterkunft auch nicht verlinkt. Hier sind aber genug Schlafplätze bei Agoda oder Booking.com vorhanden.
Snail Bed & Breakfast
Wirklich klein und familiär. Alles nötige vorhanden, schnelles Internet, ein Fernsehraum mit Netflix und ein wunderschöner Garten mit indirekter Sonne und einem riesigen Tisch, Frühstück inklusive. Einziger Wermutstropfen, es gibt keine Zimmer mit Bad. Die Gemeinschaftsbäder sind super sauber und auch sehr stylisch, kann man machen. Selten so ein tolles Hostel gesehen.
Weitere Einblicke bei Booking.com und Agoda.
Sehenswürdigkeiten in San Cristóbal
Coliseo Gym
Nachdem ich schon etwas rumgekommen bin und in verschiedenen Studios trainiert habe, bekommt das Coliseo das Prädikat „sehr gut“. Die Maschinen sind super gewartet, der Raum groß und hell. Und die Fensterfront fast immer offen, um genügend Frischluft in die Lunge zu bringen. Tageskarte liegt bei 80 MXN / Wochenpass bei 230 MXN. Allerdings nur Muskelaufbau, kein Cardiotraining. Das kostet extra.
Cafe Kukulpan
Nicht nur eine der Anlaufstellen auf der Free Walking Tour durch San Cristóbal, hier gibt es auch sehr guten Kaffee und das beste Gebäck in der Stadt. Ich bin ein großer Freund der Schoko Croissants. Das Internet ist gut und besten geeignet ein paar Stunden produktiv am Laptop zu arbeiten.
Zentraler Markt (Mercado Viejo)
Der Zentral ist das Einkaufsparadies für Veganer, hier gibt es exotische Früchte in jeder Coleur. Besonders möchte ich Dir die MangoPina ans Herz legen, eine Mango die geknetet und dann an einer Stelle aufgebissen und ausgesaugt wird. Ebenfalls spannend sind die Nanschis, etwas kirschenartiges. Im Inneren gibt es dann verschiedene Abteilungen für Fleisch, Fisch und Geflügel. Hier liegen schon mal die Herzen auf dem Tisch.
Iglesia de Santo Domingo de Guzmán
Die Kirche, die zum Anfang als Kloster der Dominikaner geplant war, befindet sich seit mehreren Jahren in der Rekonstruktion. Der Hauptflügel ist gesperrt, aber durch einen Nebeneingang kannst Du in das Seitenschiff gelangen, in dem noch Gottesdienste abgehalten werden. Das ist aber wenig spektakulär. Wenn Du einen Blick auf den Altar werfen willst, im Museum befindet sich ein Fenster, was den Blick ins Innere freigibt. Die Wachleuten machen die darauf aufmerksam, wenn sie Lust haben.
Maya Textil Museum
Das Museum ist seeehr übersichtlich. Nichts, was Du wirklich gesehen haben musst. Im Inneren gibt es ein paar Kleider und Strickmuster, einen Raum in dem Videos zur Hilfsorganisation der Banamex Bank laufen und manchmal Sonderausstellungen. Diese war erwähnenswert, schwarz / weiß Fotos von Burgen und Kirchen. Aber auch übersichtlich, mit vielleicht 20 Fotos. Nach einer halben Stunde war ich wieder draußen. Mehr Kunsthandwerk siehst Du auf jeden Fall auf dem Markt vor dem Museum.
Mercado de la Caridad y Santo Domingo
Der Kunstmarkt ist sehr bekannt für seine authentischen Arbeiten aus dem Bergland von Chiapas und gilt als die günstigste Anlaufstation für handgefertigtes Kunsthandwerk in Mexiko. Tatsächlich ist der Markt wirklich voller Stickereien, Tüchern, Taschen, Ketten und Ohrringen. Wenn Du also noch auf der Suche nach Mitbringseln oder Geschenken bist, ist das Dein Ort. Ich kam jeden Morgen auf dem Weg zum Gym daran, vorbei und es war interessant zu sehen wie die Maya Frauen die riesigen Säcke auf dem Rücken zum Markt brachten.
Frontera Artisan Food and Coffee
Ein Community-Projekt, was ich auch im Zeichen der Walking-Tour kennenlernen durfte. Ein Freund hatte mir die Kommune schon empfohlen, in der die Quesadillas wirklich gut sind. Hauptzielgruppe sind junge begeisterungsfähige Europäer, die die Welt verbessern wollen. So jedenfalls suggerierte mir das der Kleidungsstil der Anwesenden. Im Garten lässt es sich super arbeiten, wenn Du von den Bettlern absiehst, die gefühlt alle 5 Minuten vor Deinem Tisch stehen.
Sarajevo Café Jardin
So wie der Name nicht nach San Cristóbal passt, so passt auch das Essen nicht nach Sarajevo. Die Küche ist italo-amerikanisch und der Hammer. Wer Pasta und Pizza mag fühlt sich hier wohl. Sehr dezenter, überaus aufmerksamer Service. Ich hatte kaum mein Besteck hingelegt, schon wurde der Teller abgeräumt. Leider hält sich die mexikanische Küche in Grenzen. Wer also nicht unbedingt landestypisch essen will, meine vollste Empfehlung.
Café Bar Revolución
Der Name Café-Bar ist ein wenig verwirrend, denn die Location ist tagsüber tot. Kaffee ist hier eher als dekoration gedacht. Hier beginnt erst nach der Abenddämmerung das Leben. Als Punk- und Revoluzzer Bar hätte es der Ausstattung nach, auch in Berlin Kreuzberg sein können. Bilder von Che Guevara und Livemusik lassen jeden Abend die Hütte brennen.
Kathedrale von San Cristóbal
Das Gebäude, welches 1528 errichtet wurde, erinnert in seinem Barockstil eher an eine Kirche in Guatemala als an vergleichbare Bauwerke in Mexiko. Bereits 1538 wurde die Kirche zu Kathedrale erhoben, dessen erster Bischof Fray Bartolomé de las Casas war. Als Verteidiger und Beschützer der Indianer, für dessen Rechte er schon sehr früh eintrat, wurde er über die Grenzen hinaus bekannt. Nach seinem Tod, wurde sein Name dem ursprünglichen San Cristobal (nach Cristoph Columbus) dem Stadtnamen hinzugefügt. Das Erdbeben von 2017, was als eines der stärksten im letzten Jahrhundert angesehen wird, hat die Kathedrale stark beschädigt, sodass diese bis zur vollständigen Rekonstruktion geschlossen bleibt.
Plaza de la Paz
Der Vorplatz der Kathedrale, genauer gesagt links davon, ist am Abend ein Spektakel der Händler. Während tagsüber die Sonne erbarmungslos auf den Platz scheint, wird nach Sonnenuntergang hier fleißig aufgebaut und verkauft. Das große Holzkreuz inmitten des Platzes biete sich an, um bequem auf dem Podest Platz zu nehmen und alles auf sich wirken zu lassen. Hier beginnt auch die Free Walking Tour täglich um 10 und 17 Uhr. Da sich der Platz auch als Protestanlaufstelle für politische Gruppierungen etabliert hat, sei bei lautstarken Bekundungen etwas vorsichtig.
Plaza 31 de Marzo
Der eigentliche Vorplatz der Kathedrale ist der Park des 31. März. Einfach mal hinsetzen und alle Viere gerade sein lassen, hier lassen sich Menschen wunderbar beobachten. Der Platz in umsäumt von Restaurants und Geschäften, während im Inneren die typische Marimba Bühne steht, wo in den Abendstunden die Musiker zum Tanz aufspielen. Wichtig zu wissen: im unteren Geschoss der Bühne befindet sich eine Dauerausstellung, die alle Kirchen in San Cristóbal ausführlich erklärt. (Natürlich nur auf Spanisch, hier muss de Google Übersetzer wieder ran.)
Arco del Carmen
Um den Glockenturm der Iglesia de Carmen ranken sich Legenden, wovon eine besagt, dass wer durch das Durchgangstor des Gebäudes die Stadt betritt, er so verzaubert sei, dass er diese Stadt nie wieder verlassen würde. Frühes Marketing also! Durch den Zaun, der mittlerweile den Durchgang absperrt, war es mir nicht vergönnt diese Legende weiter zu testen. Der Durchgang zeigt in seiner Verlängerung auf die Calle Real, die Pracht und Hauptstrauße von San Cristóbal. Restaurants, Cafés und Kunsthandwerk reihen sich in vollendeter Harmonie hier aneinander.
Kirche San Cristobalito
Nur für die Hartgesottenen ist der Weg zur Kirche San Christobalito über die Treppen gedacht. Bei mehr als 2000 Höhenmetern sind die 97 Meter zur Aussichtsplattform ziemlich anstrengend. Auf dem Weg dahin gibt es aber ein hervorragendes Salatrestaurant oder / und einen Kiosk für die kurzfristige Stärkung. Die Plattform selbst ist nicht sonderlich beeindruckend. Der Blick wird durch Bäume verdeckt, nur manchmal erhaschst Du einen Blick auf die weiße Kirche Santa Lucia.
Church of Santa Lucia
Relativ weit im Süden und ganz in Weiß präsentiert sich die Kirche Santa Lucia. Hier wurde bei meinem Besuch gerade geheiratet. Die großen Limousinen und das Aufgebot an Sicherheitskräften ließen auf einen Prominenten schließen, aber wie immer erkannte ich keinen der Anwesenden. Die Kirche war in ihrer Grundfunktion als Krankenstation in einem Armenviertel entstanden, heute dient sie nur noch religiösen Zwecken, das Krankenhaus und seine angeschlossenen Pflegestationen befinden sich außerhalb der Umzäunung.
Kirche Guadalupe (Iglesia de Nuestra Señora de Guadalupe)
Östlich der Innenstadt auf einem Hügel liegt nach nur 79 Treppenstufen die Kirche. Das Innere gleich eher einem chinesischen Gemischtwarenladen für Weihnachtsbeleuchtung, wenn man dem Blinken der vielen bunten Lichterketten trauen kann. Zwischen dem 01.-12. Dezember jeden Jahren werden hier rauschende Feste zu Ehren der Schutzpatronin gefeiert, bei denen jungen Männer tagelang Fackeln aus allen Teilen des Landes barfuß zur Kirche tragen.
Restaurant Patio Azul
Nach der Besteigung des Kirchhügels wird es auch zeit für das Mittagessen. Einfach mal nicht mexikanisch. Direkt die Treppe Runter rechte Hand warte ein blaues Haus mit der Aufschrift „blauer Hof“ auf Dich. Nach der Verwirrungen mit dem Restaurantnamen können sich die Inhaber auch bei der Küche nicht entscheiden. Also zwei Speisekarten, eine französische und eine Indische. Die indische Küche ist der Hammer, wenn Du es authentisch magst. Ich hatte Cardamon Tee und Chicken Tandoori und es war fast wie in Mumbai. Erste Klasse.
Free Walking Tour
Und täglich grüßt das Murmeltier. So auch bei der Free Tour, die mehr als 2 Stunden durch die Innenstadt von San Cristóbal geht. Und wie der Name schon sagt, läuft das ganze auf Spendenbasis. Gib also so viel, wie es dir wert war. Täglich um 10 und 17 Uhr triffst Du den Guide am Kreuz auf dem Plaza del Paz vor der Kirche. ich kann dir die Tour nur ans Herz legen, hier erfährt Du sehr viel über die Hintergründe der Kulturen rund um San Cristobal.