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Der Bundesstaat Kerala liegt an der südwestlichen Küste von Indien und ist bekannt für seine natürliche Schönheit, seine reiche Kultur und seine historischen Städte.

Eine davon ist Sagara, knappe 200 Kilometer von Goa entfernt und doch sind es 36 Stunden mit dem Bus bis zum Ziel. Ein Hoch auf den deutschen Straßenbau, den wir in Indien immer wieder vermissen durften. Angehalten wird, mit Verlaub gesagt, in jedem Kackdorf und auch noch so kleine Straßen werden benutzt, um das letzte Dorf zu erreichen. Schließlich landet man nachts im Örtchen Sagara. Die Stadt ist bekannt für ihre atemberaubende Landschaft mit üppigen grünen Hügeln, Flüssen und Wasserfällen. Einer davon, die Jog Falls, war das eigentliche Ziel unserer Reise. Und auch der Auslöser der riesigen Verzögerung.

Danach ging es weiter nach Payyanur. Eine historische Stadt in der Nähe von Kannur im nördlichen Kerala. Die Stadt ist bekannt für ihre reiche kulturelle Vergangenheit und hat eine lange Geschichte als Zentrum für Handel und Bildung. Hier gibt es Tempel und die berühmte jährliche Mookambika-Tempel-Festlichkeit, die viele Pilger aus der ganzen Welt anzieht. Payyanur ist auch bekannt für ihre traditionelle Kunstform, das Thiruvathira-Kali, das oft während des Onam-Festivals aufgeführt wird.

Unser Ziel war ein Hausboot, von dem wir gelesen hatte und das uns die lang­ersehnte Stille und Erholung geben sollte, die unsere lange Reise die letzten Wochen vermissen ließ.

Der Artikel bezieht sich grenzüberschreitend auf die Bundesstaaten Karnataka und Kerala. So findest Du auch hier die Hotelübersicht von Booking.com für Kerala und Karnataka.

Informationen über Visum, Einreise­bedingungen, Steckdosen, Geld ab­heben und vieles mehr, findest Du unter Reisevorbereitung Indien

An den Wasserfällen (Jog Falls) 

Die einzige buchbare Unterkunft in Sagara bei Agoda oder direkt bei den Jog Falls.

Sagara - Hotel in der Stadt

Unterkunft in Sagara

In Sagara eine Unterkunft zu finden war extrem schwer, weil Hotel bei denen wohl etwas anderes heißt als bei uns. Auf die Nachfrage nach einem Hotel schickte man uns immer wieder zu einer Gaststätte. Auf die Frage ob wir den hier auch schlafen könnten ernteten wir ungläubige Blicke und ein konsequentes Kopfschütteln. Nachdem uns das dreimal passiert war, vermieden wir das Wort Hotel und fragten nach einer Schlafgelegenheit. So landeten wir schließlich mitten in der Nacht in der Sri Durga Lodge auf dem Dachboden.

Sagara - Busfahrt zu den Jog Falls

Anfahrt von Sagara

Nachdem wir gestern an den Jog Falls schon vorbeigefahren waren, machen wir uns heute um 07.10 Uhr mit dem Bus erneut auf. Gestern im Dunkeln war uns das kleine Dorf an den Wasserfällen zu suspekt, um auszusteigen. Die drei Häuser sahen nicht nach einer Übernachtungs­möglichkeit aus, sodass wir die nächste größere Stadt ansteuerten.

Heute fuhren wir die ganzen 30 Kilometer in nur 90 Minuten wieder zurück. Ja, an die Fahrtzeiten muss man sich in Indien gewöhnen. Der Bus hält direkt an dem Tor des Reservates und mit 5 Rupien Eintritt ist man dabei.

Sagara - Frühstück an den Jog Falls

Frühstück im Nationalpark

Innerhalb gibt es kleine Häuser, die den Reisenden Frühstück und Bekleidung anbieten. Ich nahm ein Bananen Pancake und muss gestehen, es war grandios. Die beiden Ladys zauberten es neben uns, während wir in ihrer Küche saßen.

Leicht gestärkt ging es dann die 1400 Stufen hinab zum Grund des Wasserfalles. Hinunter geht immer leichter als rauf und so dauerte die erste Strecke 30 Minuten.

Sagara - Abstieg zu den Jog Falls

Abstieg ins Tal

Auf den Treppenabsätzen haben sich geschäftstüchtige Inder niedergelassen und verkaufen Erfrischungen an den treppensteigenden Traveller. Auf dem Grund trifft man dann neben den üblichen Jugendlichen aus dem Dorf ein paar indische Touristen, die sich hierher verirrt haben. Europäer sind hier eher die Seltenheit.

Sagara - Express Fotograf an den Jog Falls

Am besten gefallen hat mir der clevere Fotograf, der den Ankommenden seine Dienste anbot, ein paar Fotos schoss und diese sofort über eine tragbaren und batteriebetriebenen Fotodrucker vollendete.

Nach einem kurzen Aufenthalt, bei dem übrigens festes Schuhwerk sehr zu empfehlen ist, da man sich mehr wie eine Berg-Gämse bewegt, ging es wieder die 1400 Stufen hoch.

Der Aufstieg dauerte allerdings ganze 50 Minuten. Oben angekommen standen wir im eigene Schweiß. Ich war so frei und kaufte mir ein für 150 Rupien ein neues trockenes T-Shirt. Jetzt hatten wir auch keine Lust mehr zu laufen.

Sagara - Auf dem Grund der  Jog Falls
Sagara - Besucher der Jog Falls
Beim Aufstieg hatten wir einen indischen Studenten kennengelernt, der uns erzählte, dass es mit einem Taxi möglich wäre, den oberen Teil der Wasserfälle zu besichtigen. Er bot uns an, mit ihm ein Taxi zu teilen.

Gesagt, getan. Schon umrundeten wir mit Ratul den Kessel, auf der Suche nach dem Ursprung des Wasserfalles. Eine wirklich empfehlenswerte Tour mit verschiedenen Stationen an denen uns Ratul viel über die Umgebung und das indische Bildungs­system erzählte. Zum Schluss über­nahmen wir die 400 Rupien für das Taxi und schafften den perfekten Anschluss zum Bus nach Sagara wo unsere Ruck­säcke auf die Weiterreise warteten.

Sagara - Blick auf den Gipfel der Jog Falls
Sagara - Überblick Jog Falls
Um 17.30 Uhr vollzogen wir den Check Out in unserer Lodge und gingen noch schnell einen Happen essen, da unsere weitere Reise nicht so wirklich feststand.

Der Lonely Planet sprach von einem Haus­boot in Payyanur. Eigentlich wollten wir tiefer nach Kerala, aber durch die Jog Falls hatte wir Zeit verloren. Jetzt mussten wir im Norden des Bundesstaates etwas finden. Und das außerhalb der Saison, die erst einen Monat später beginnen sollte.

Unsere nächste Station war Mysore. Dorthin sollte uns der Bus ab 20.30 Uhr vom Busbahnhof in Sagara fahren.

Mysore & Kannur auf dem Weg nach Payyanur

Übernachten in Mysore und Kannur.

05.00 Uhr Ankunft in Mysore mit dem Bus. Die Stadt wirkt verschlafen, wir sind es definitiv.

Der anschließende Bus nach Kannur ließ auf sich warten. Es war gar nicht so ein­fach, den Einheimischen zu erklären, wo wir hinwollen. Am besten aufschreiben, dann kann man bei der Aussprache keine Fehler machen. Um 07.30 Uhr ging es weiter. Kannur wir kommen.

13.00 Uhr gab es Mittagessen gegenüber dem Busbahnhof. Der Oberkellner Francis ist mehr als aufmerksam. Als der Boy uns Wasser bringen wollte, schickte er ihn weg und präsentierte uns stolz Mineralwasser aus der Flasche, welche er dann gekonnt öffnete, um uns zu überzeugen, dass die Flasche versiegelt war. Nach dem Hände­waschen stand er mit einem Handtuch neben der Tür und reichte uns die Ab­trocknungshilfe. Als ich ihm zum Abschied die Hand gab, jubelten seine Kollegen und umringten ihn strahlend. Das muss wohl sein Highlight der Woche gewesen sein.

Der Zug nach Payyanur braucht von hier 1,5 Stunden. Direkt am Bahnhof gibt es einen ATM Geldautomaten, bei dem man gleich Geld holen sollte.

Bei der Ankunft am Bahnhof suchten wir uns gleich einen Tuk Tuk Fahrer und fragten ihn nach der Möglichkeit auf einem Hausboot zu wohnen. Die Haus­boote sind im Süden Tradition, leider nicht in Payyanur. Hier gab es nur ein Einziges, welches der Fahrer kannte. Er versprach uns hinzufahren, aber auf eigene Gefahr. Er weiß nicht, ob die Anlage schon Gäste aufnehme. Nach kurzer Verhandlung bei fairem Preis gingen wir das Risiko ein.

Unterwegs in Payyanur

Alle Unterküfte in Payyanur

Die Fahrt dauerte knapp 20 Minuten und führte an immer dünner besiedelten Land­strichen vorbei. Bis wir endlich auf einer einsamen Landzunge ankamen. Und siehe da, die Anlage war geschlossen.

Unser Fahrer ließ sich davon aber nicht beirren und stampfte locker über den Zaun ins Innere. Er fand schließlich den Koch, der wiederum mit dem Manager telefonierte. Dieser entschuldigte sich, dass er uns gern beherbergen würde, aber keine Lebensmittel vorrätig hätte, um ein Abendbrot zu zaubern. Das Hausboot sei auch noch nicht renoviert, aber zwei Tage könne er gern eine Hütte zur Verfügung stellen. So blieben wir auf der Ferien­anlage Oyster Opera, als einzige Gäste. Die Übernachtung kostete schlappe 3600 Rupien pro Nacht. Aber ist auf jeden Fall sein Geld wert. Die Fotos der nächsten Tage werden das zeigen.

05.00 Uhr wecken durch den Muezzin, pünktlich vor dem Sonnenaufgang. Da schlafen nicht mehr möglich war, gehen wir auf die Terrasse und genießen den Sonnenaufgang, zu dem wir gerufen wurden.

Das Leben beginnt hier langsam und man förmlich zusehen wie die Tiere erwachen. Übrigens auch das Personal. So nähert sich auch der Hotelboy auf leisen Sohlen, um uns auf der Terrasse sitzen nach Tee oder Kaffee zu fragen. Eine viertel Stunde später kommt er wieder mit zwei kleinen Thermoskanne Tee vorbei, die wir ent­spannt auf der Veranda genossen. Dieses Ritual wiederholt sich gegen 8.00 Uhr mit den Worten: „Sir, the Breakfast is ready“. Wir kleiden uns an und wandern die paar Minuten zum Haupthaus.

Ein größerer Tanzsaal mit Buffet und in der Mitte einem Tisch für zwei Personen. Fünf Angestellte waren beschäftigt, das Buffet zu bedienen. Auf Nachfrage er­fuhren wir, dass wir die einzigen Gäste in der Anlage waren. Was für ein Aufwand! Wir fühlten uns leicht beobachtet. Das könnte aber an den drei Kellnern liegen, die diskret an der Wand standen und jede Bewegung analysierten. Man muss sich erst daran gewöhnen, dass beim Hin­stellen eines leergetrunkenen Glases sofort jemand herbeieilte, um nach dem Begehr des nächsten Getränkes zu fragen.
Frisch gestärkt ging es anschließend mit dem Tuk Tuk zum Bahnhof von Payyanur, um eine Fotokopie für das Meldeformular zu kaufen. Wir wollten sowieso in die Stadt, um die Weiterfahrt nach Bangalore zu organisieren. Unser Flug nach Delhi war schon Wochen im Voraus gebucht, den durften wir nicht verpassen.

Zu unserem Leidwesen waren wirklich alle günstigen Zugtickets nach Bangalore vergriffen, sodass wir auf die Luxusklasse ausweichen mussten. Pro Person waren das 2200 Rupien. Eigentlich kein großes Geld, in Indien allerdings ein kleines Vermögen.

Auf dem Rückweg vom Bahnhof nahmen wir uns die Zeit für einen gepflegten Obst­kauf im nahegelegenen Einzelhandel. Das sollte für den Tag unsere Snacks für das Herumlungern auf unsere Terrasse sein.

Kerala - unsere Hütte
Kerala - Blick von der Terrasse
Man sollte das Obst aber auch richtig verwahren! Unsere Leichtfertigkeit, die Beutel auf die Terrasse zu stellen, freute die Raben, die mit wildem Eifer auf das Obst einhackten. So war dann auch die Hälfte des Einkaufes von Raben gefressen. So verbrachten wir den halben Tag mit Obst und Sonne in der Hängematte und im Liegestuhl. Erst am späten Nachmittag fuhren wir noch mit einer indischen Familie mit dem Boot an Meer (300 INR extra inklusive Abendessen). Dazu mussten wir nur mit dem Motorboot über den Fluss und den schmalen Palmen­streifen durchqueren. Von unserer Hütte aus konnten wir den Ozean den ganzen Tag rauschen hören.
Kerala - menschenleerer Strand
Kerala - Indische Familie

2h Beachtrip mit Tee, Mineralwasser und Bananenbrot war der pure Luxus. Leider war das mit dem Baden nicht so. Unsere indische Begleitung ging nur mit voller Montur ins Wasser. Inder haben es nicht so mit Bademode.

Zum Abendessen gab es dann Chicken und Lamm für zwei, sehr zu empfehlen.

Auch heute hatten wir wieder die gleiche Prozedur. Nur mit dem Unterschied, dass im Frühstücksaal noch zwei indische Familien saßen. Langsam kam die Anlage in Fahrt und die Ferienzeit begann. Wir gammelten den ganzen Tag neben unserem Haus herum, lagen in der Hängematte oder saßen im Liegestuhl. Hinter uns lagen 4 Wochen quer durch Indien und jetzt waren wir in Kerala angekommen. Jetzt konnten wir die Zeit nutzen, unsere Wäsche zu waschen und Notizen zu den einzelnen Stationen zu machen. Das letzte Obst von gestern reichte über den ganzen Tag, um uns zu erfrischen und den Durst zu stillen. Nach so viel Ruhe brachen wir am Nachmittag auf, bestellten ein Tuk Tuk und rollten zum Bahnhof.

Zwischenstopp in Mangalore

16.20 Uhr ging der Zug nach Mangalore in dem wir leider zuerst wegen Überfüllung stehen mussten. Im Regionalzug durften wir keine Karten im Voraus buchen. Das änderte sich aber schnell. Als dumme Touristen wurden wir relativ schnell in eine Ecke gedrängt und genötigt auf einer Sitzbank Platz zu nehmen. Entrüstung und Ausreden wurden nicht anerkannt. Auch meine Idee, mich mit den anderen Zug­reisenden auf das Waggondach zu setzen, wurde als zu gefährlich komplett abge­blockt. Und so reisten wir dichtgedrängt, aber sitzen mit den freundlichen Pendlern nach Mangalore.

In Mangalore hatten wir dann 1,5 Stunden Aufenthalt, die wir aber super über­brücken konnten. Eine Studentin, die uns schon in Payyanur den Weg gewiesen hatte, nahm uns mit einem Studien­kollegen mit in ein vornehmes Restaurant und lud uns zum Essen ein. Sie gehörte der Brahamenklasse an und kam aus bestem Hause. Das sah man schon an den Smartphones, welche die beiden Teenager benutzten. Im Restaurant wurde dann gehörig aufgetischt. Tandori Chicken, Knoblauchbrot und andere kleinere Schalen. Es war köstlich.

Da wir ungefähr wussten, was das ganze kostet, schlich ich mich unter einem Vor­wand vom Tisch und nahm mir den Kellner beiseite und bezahlte die 682 Rupien. Für uns war das ein Witz, für unsere Gastgeber allerdings ein Vermögen. Und so wartete unser neuer Freund auch geduldig, dass die Rechnung kommen sollte, bis er auf die Uhr schaute und den Kellner herbei­zitierte. Der war allerdings verwirrt und zeigte auf mich. Was folgten waren die üblichen höflichen Entrüstungen, die wir natürlich beschwichtigten. Wir erklärten, dass wir uns sehr freuten, dass wir in das schöne Lokal mitgenommen wurden und dass sie uns viel über Kultur und Land erklärt hatten. Und so brachten sie uns noch bis in unser Abteil, das auch diesmal nicht so leicht zu finden war und wünschten uns eine gute Reise.

Reiseziele in Indien

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