Nikosia – die letzte geteilte Stadt in Europa war leider nicht so durchlässig, wie ich das gerne gehabt hätte. Seit 2003 wäre der Grenzübergang Ledra mit einer kurzen Passkontrolle der Durchgang in den türkischen Teil und dann kam Corona. Bedauerlicherweise ist im Moment (September 2020) alles zu. Also bleibt nur der Südteil der Hauptstadt für die Erkundung. Umschlossen wird die Stadt von einer Stadtmauer mit 11 Bastionen und drei Stadttoren. Im oberen Teil zieht sich die Demarkationslinie, die „Green Line“ von Stadtmauer zu Stadtmauer. Das Ganze erinnert ein wenig an Westberlin, jede Straße nach Norden wird von einer Mauer oder Stacheldraht versperrt. Gefährlich ist das Ganze nicht, nur nervig. In der Pufferzone, die wegen Minengefahr auf keinen Fall betreten werden sollte, patrouillieren seit Jahren UN – Blauhelme.
Beeindruckend sind die vielen Graffitis, die manche tristen Häuserwände verschönern.
Informationen über Einreisebedingungen, Visum, Steckdosen, Geld abheben und vieles mehr, findest Du unter Reisevorbereitung Zypern
Anfahrt nach Nikosia
Der Flughafen von Nikosia wurde bei dem Aufstand von 1974 geschlossen, sodass Du auf dem Landweg anreisen musst. Mit hoher Wahrscheinlichkeit aus Paphos oder Larnaca.
Abfahrt ab Paphos ist vom Markt in Richtung Nikosia im Stundentakt, für schlappe 7 EUR. Die Reisezeit beträgt 2 Stunden. Solltest Du am Hafen an der Bus Main Station gestrandet sein, nimm den Bus 610 für 1,50 EUR zum Markt.
Hostels und Hotels in Nikosia
Empfehlungen bei Agoda oder Booking.com auflisten lassen!
Ich kann leider keine Empfehlung für Nikosia geben, da ich mit meiner Hotelauswahl voll ins Klo gegriffen habe. Also nicht das Costa Action 2 wählen. Die Einrichtung ist tausendmal ausgebessert, selbst eine Bruchstelle in der Klobrille wurde wieder geklebt. Zu allem Überfluss stand früh um 6 ein Besoffener in meinem Einzelzimmer, das übrigens nicht abschließbar war und wollte sich zu mir legen. Den musste ich dann hinausbefördern. (Ich war der einzige Gast im Hostels, selbst das Personal war zu Hause.) Unschön wenn man weiblich oder unsicher ist, aber auch keine Situation die ich täglich brauche. Glücklicherweise hat die Wasserflasche, die ich auf der Türklinke platziert hatte, mich rechtzeitig geweckt.
Achte auch darauf, wo Du buchst, im Nordteil der geteilten Stadt ist es deutlich preiswerter. Im Moment ist die Grenze aber geschlossen, also könnte Dein Hotel auf der falschen Seite sein, die Portale machen da keinen Unterschied. Lieber das Hotel oder die Adresse vorher bei Google Maps eingeben und schauen auch welcher Seite der „Green Line“ die Unterkunft liegt!
Sehenswürdigkeiten in Nikosia
Heilig-Kreuz-Kirche
Die Kirche steht direkt am Niemandsland. Gleich hinter der Kirche beginnt die Pufferzone und trennt die Kirche in Nord und Süd. In der Kirche direkt ist davon aber nichts zu sehen, das Schiff ist vollständig. Wobei ich glaube, dass das Innere schon in der Pufferzone steht und die Grenze quer durch das angrenzende Kirchenareal geht.
Paphos-Tor
Gleich neben der Kreuzkirche steht eins der drei Stadttore. Leider nicht wirklich begehbar, da sich hier die griechische und türkische Seite überschneiden und Du zwischen der Demarkationslinie umherwanderst. Als Fotomotiv ist das Paphos Gate aber gut zu gebrauchen.
Ledra Monument
Auf den letzten Metern vor dem Grenzübergang in der Ledra Street erinnert das ‚Resolution‘-Denkmal an die Menschenrechte. Am Fuße der Skulptur ist der erste Artikel der UN Menschenrechts Resolution in griechischer Sprache kunstvoll eingelassen.
Grenzübergang Ledra
Der Übergang am Ende der Ledra Street war zu meiner Reise leider geschlossen, weil sich die beiden Seiten nicht über die Corona-Regelungen einigen konnten. Die Türkei ist aber eh nicht auf der Unbedenklichkeitsliste der Republik Zypern. Was liegt also näher, als auch den türkischen Teil von Zypern auszusperren.
Ledra Street
Die Prachtstraße quer durch Old Town ist die Ledra Street. Hier findest Du neben niedlichen Cafés, Markenlabel und kleinere Läden. Geh aber lieber am Abend hin, mittags ist, wie in südlichen Ländern üblich, tote Hose. Am nördlichen Ende der Ledra Street kommst Du zum Grenzübergang in den türkisch besetzten Nordteil der Stadt. Reisepass nicht vergessen.
Entlang der Mauer – Sackgassen und Schießscharten
Überall wenn Du nach Norden gehst erwartet Dich das gleiche Bild, am Ende der Straße ist Schluss. Mal sind es Übergange für die UN Blauhelme, mal ein Stacheldrahtzaun, eine Mauer mit Schießscharte oder nur gestapelte Fässer, die den Weg versperren. Aber eins ist klar, hier geht es nicht durch.
Shacolas Tower
Das wohl angeblich höchste Gebäude in Nikosia steht n der Ledra Street. Der Turm ist direkt auf dem H&M Verkaufsraum aufgestockt. Als ich davor stand, kam es mir nicht so hoch vor, was aber auch nichts bedeutet, Nikosia hat keine Hochhäuser. Der ersten Bürotürme werden gerade am Eleftheria Square gebaut und sind meiner Meinung nach deutlich höher. Eintritt sind 2,50 EUR, allerdings öffnet die Aussichtsplattform erst um 10 Uhr.
Omeriye-Moschee
Die letzte Moschee auf der Südseite, welches fünfmal am Tag die Gläubigen zum Gebet ruft, steht unter dem Schutz der libyschen Botschaft. Ursprünglich im 14. Jahrhundert als Klosterkirche der Augustiner Eremiten erbaut, wurde sie bei der osmanischen Eroberung Zyperns 1570 schwer zerstört und unter Lala Kara Mustafa Pascha als Moschee wieder aufgebaut. Zusätzlich bekam die Kirche noch ein Minarett und schon war die Umwandlung vollzogen.
Hamam – türkisches Bad
Gleich gegenüber der Moschee wurde das türkische Bad aus dem 16. Jahrhundert reaktiviert und renoviert. Hier kannst Du gegen entsprechendes Entgelt Dich salben, massieren und verwöhnen lassen. Der Hamam bietet auch Gruppentarife für Gesellschaften an. Vielleicht wäre das auch eine gute Gelegenheit für die Fitness nach einem Männerabend oder dem Junggesellenabschied?
Freiheitsdenkmal
Das Denkmal ist auf einer der elf Bastionen der ehemaligen Stadtmauer errichtet und erinnert an die Befreiung von der britischen Kolonialherrschaft 1960. Das Denkmal zeigt Skulpturen, die aus dem Dunklen kommen und sich aus der Gefangenschaft befreien.
Aquädukt
Wenn Du hier die große Wasserleitung erwartest, wirst Du schwer enttäuscht sein. Die Überreste sind nur noch rudimentär zuerkennen. Mitten an der Straße stehen zwischen Geschäften und einem Park mehrere Bögen, die wohl mal zu einem Aquädukt gehört haben.
Famagusta-Tor
Das beeindruckteste der Stadttore. Seinen Namen erhielt es, weil der Weg durch das Tor in die Hafenstadt Famaguste führte. Heute werden in den Katakomben des Tores verschiedene Veranstaltungen durchgeführt. Famagusta war einst die Hafenstadt des Luxus und Jetsets. Heute ist es eine Geisterstadt, die menschenleer ist und stark bewacht wird. Jeder Zutritt ist strengstens verboten.