Ab Dezember 2014 hat Estland als erstes Land der Welt seine Tore für virtuelle Staatsbürger geöffnet. Viele digitale Nomaden haben in den letzten Monaten und Jahren ihre Meldeadresse nach Estland verlegt und eine Firma online angemeldet. Die komplette Verwaltung des baltischen Staates ist online, mit der ID Card müssen weder Esten noch ausländische Residenten persönlich beim Amt vorstellig werden. So modern wünscht man sich das auch in Deutschland. Zeit für mich sich das Ganze mal von nahem anzusehen.
Die Hauptstadt Tallinn liegt direkt am Meer, gegenüber von Helsinki. Mit der Fähre ein perfekter Tagesausflug, doch dazu mehr im Reiter „Finnland“. Tallinn ist klein und sehr übersichtlich. Die ganze Stadt gliedert sich in die Altstadt, oben auf dem Hügel und die Unterstadt davor. Überall gibt es kleine, niedliche Cafes und Restaurants in denen schnelles Internet auf die Gäste wartet. Eine wirklich digitale Traumstadt für Nomaden.
Hostels und Hotels in Tallinn
Empfehlungen lesen oder alle bei Agoda oder Booking.com auflisten lassen!
Vana-Löuna 13
AirBnB sei Dank sind wir bei Lauri untergekommen. Eine kleine Holzhütte unweit, ca. 10 Minuten zu Fuß, von der Innenstadt. 2 schöne Zimmer, drei Betten. Da unsere Gang aus drei digitalen Nomaden besteht passte das perfekt. Lauri ist der perfekte Gastgeber, als wir ankamen stand Bier im Kühlschrank (logisch, wir sind ja deutsch). Er besorgte sofort auf eigene Initiative SIM Karten für uns, nur weil wir uns danach erkundigt hatten. Meine Frage nach einem gutem Restaurant für Pelmeni kam gleich eine Mail mit zwei Empfehlungen. Soviel Hilfsbereitschaft hatte ich nicht erwartet. Wer gutes Preis-Leistungsverhältnis und den perfekten Gastgeber will, hier sein FB Profil: https://www.facebook.com/laurikaarel.meri?fref=ts
Sehenswürdigkeiten in Tallinn
Viru – KGB Hotel und Museum
Das Soko Hotel Viru ist das erste internationale Hotel in Tallinn. Da die Russen zu der Zeit nicht in der Lage waren Hotels nach internationalem Standard zu bauen, wurde der Auftrag nach Finnland vergeben. Finnen waren schlussendlich auch die Betreiber dieses Hotels in dem nur Gäste aus dem Westen verkehren durften. Und so richteten die Russen auch gleich eine KGB Zweigniederlassung im 23. Stock ein. Durch die Spionageetage waren sie vom obersten Etage aus in der Lage alle Zimmer optisch und akustisch zu überwachen. So das keine Wertgegenstände wegkamen. Für 10 EUR gibt es heute eine Führung durch die zwei Zimmer in der die Ausrüstung aufgestellt war. Kurze Geschichten und Erklärungen runden die Führung ab.
Gefängnis und Meeresfestung Patarei
Wer auf Elend und dunkle Gemäuer steht ist im ehemaligen russischem Gefängnis in der Nähe des Hafens sehr gut aufgehoben. Das Gebäude ist für 3 EUR zu besuchen und seit seiner Öffnung als Publikumsmagnet nicht überholt worden. Leider ist durch den ungepflegten Zustand der eigentliche Sinn der Anlage verloren gegangen. Schmutzig und verwüstet stellt sich der Komplex für den Besucher dar. Man kann anhand der Ausrichtung und Einrichtung der übrig gebliebenen Gegenstände dunkel den Zweck der Räume erkennen. Die Zellen sind noch mit den Bettgestellen und den Waschtischen ausgestattet. Ansonsten ist aber alles verwildert, Bäume wachsen im Innenhof wo freie Sicht sicherheitsrelevant war. Trotz allem eine Empfehlung der obersten Kategorie.
KGB Shooting
Wer jetzt noch mehr auf dem KGB Trip ist und eine Ausbildung möchte, kein Problem. Bei KGB Shooting kann man zu deutlich überhöhten Preisen fast alle Waffen des Warschauer Paktes schießen. Wer also schon immer mal ein Ostblock-Agent werden wollte. Hier ist die Gelegenheit!
Linnahall
In der Nähe des nördlichen Stadttors und der dicken Margarethe befindet sich auch die ehemalige Mehrzweckhalle der Stadt. Gebaut wurde sie für die Olympischen Sommerspiele 1980 in Moskau deren Segelwettbewerbe in Estland stattfanden. Unter russischer Besatzung stark genutzt wird sie jetzt dem Verfall preisgegeben. Auf dem Dach hat man eine guten Ausblick über die Stadt und den Hafen. Auf jeden Fall ein Foto wert.
Telliskivi Creative City
Als Alternative zum normalen Leben in Tallinn bietet sich die Creativ City an. Hier kommen junge Leute und alternativer Lebensstil zusammen. Es gibt Tischtennisplatten und StandUp Comedy. Aufgrund der vielen zugezogenen Ausländer ist die Umgangssprache englisch. Sehr zu empfehlen ist der parkenden Burrito-Stand mitten im Gewühl. Der Burrito ist eine Wucht.
Ülemiste
Das beste Einkaufcenter in Tallinn ist für mich Ülemiste. In der Mall findet man eigentlich alles was das Herz begehrt und auch die gastronomischen Einrichtungen sind toll. Meine Lieblinge sind die Dachterrasse vom Toit´s und Mrs. Waffle im Untergeschoss. Mehr dazu gibt es in der Rubrik „Essen in Tallinn“.
Bronzesoldat (Pronkssõdur)
Die Statur des Bronzesoldaten polarisiert in Estland stark. Die Sowjetunion ließ sie erreichten um an der Befreiung Estlands durch die rote Armee 1944 zu gedenken. Die meisten Esten sehen darin aber ein Denkmal zur Besetzung des Baltikums durch die Russen. Die Statur stand ursprünglich in der Mitte der Stadt, wurde aber 2007 umgesetzt. Zum einen gab es ein neues Gesetz was die Verherrlichung der sowjetischen Herrschaft in Estland verbot. Zum anderen wurde begründet das die Gefallenen die zu Füßen der Statur lagen in der Stadt nicht die nötige Ruhe hätten. So wurde das Monument zusammen mit den Gräbern auf den Militärfriedhof in der Filtri-Straße umgebettet.
Altstadt
Alexander-Newsky-Kathedrale
Mitten auf dem Domberg steht getreu nach russischem Vorbild die Alexander-Newsky-Kathedrale. Ihre Zwiebeltürme sind ein wenig gewöhnungsbedürftig in der Gegend. Als Pilgerort aller Touristen ist man allerdings nie allein um ein Foto zu machen. Vermeide auf jeden Fall das Wochenende, da finnische Touristen Tallinn als Kurzreiseziel sehen und mit Bussen massenhaft angefahren werden.
Schloß Toompea (Parlamentsgebäude)
Direkt gegenüber auf dem Domberg (Toompea) sitzt das estnische Parlament. Die Burg war lange Zeit Sitz des Deutschen Ordens. 1767 ließ Zarin Katharina die Große Teile der Burganlage abreißen um einen Barockpalast nach dem Vorbild von St.Petersburg zu errichten. Erster Bewohner war der russische Gouverneur von Estland.
Lange Hermann (Pikk Hermann)
Als Teil der Burganlage findet sich an der linken Ecke der „Lange Hermann“, einer der ursprünglich vier Ecktürme der Wehranlage. Seine Höhe wird mit 45,6 Metern angegeben. Jeden Morgen wird hier die Flagge von Estland gehisst, mit abspielen der Nationalhymne. Abends erfolgt die Einholung der Flagge mit einem anderen Lied.
Rathaus und Rathausplatz (Tallinna Raekoda)
Das Tallinner Rathaus mitten in der Unterstadt besitzt eine Aussichtsplattform die zu Fuß zu erreichen ist. Für 3 EUR quält man sich bis an die Spitze, direkt unter die Glocke. Höher steht nur noch die Wetterfahne der „Alte Thomas“ (Vana Toomas) der auch als Wahrzeichen der Stadt gilt.
Älteste Apotheke Nordeuropas
Vom Rathaus aus auf der rechten Ecke des Vorplatzes geht es noch schnell, in der alten Apotheke von 1422, Zahnpasta und Hustenbonbons kaufen. Die Apothekerin verkauft Medikamente und berät Kunden während Besucher in der Apotheke mit Fotoapparat bewaffnet umherziehen und quatschen. Es gibt wirklich ruhigere Jobs in Tallinn.
Kiek in de Kök
„Guck in die Küchen“ einer der Kanonentürme der oberen Stadtmauer von Tallinn. Durch die Höhe des Turmes konnten die Soldaten problemlos in die Fenster der umliegenden Wohnhäuser schauen. Im Turm befindet sich heute ein Museum.
Tunnel Tour
Vom Kiek in de Kök kann man eine Tour durch die geheimen Tunnel der Stadt Tallinn buchen. Immer um 11.20 Uhr geht eine englisch geführte Tour vom Museum aus in die Katakomben der Oberstadt. Zuerst wird über die Geschichte der Stadt und ihre Eroberer in eine Zeichentrickfilm aufgeklärt, dann geht es in die Tiefe. Die Tour dauert ca. 50 Minuten und kostet 9 EUR. Zieht Euch warm an, in den Tunnelsystemen herrschen um die 10 Grad, also Jacke mitnehmen. Erklärt wird, im Tunnel, die Nutzung der Anlage über die Jahrhunderten unter Schweden, Deutschen, Russen usw.
Dicke Margarethe (Paks Margareeta)
Der Kanonenturm war zur Abwehr der Angriffe von See ausgelegt und sollte Eindruck auf die Besucher machen die durch das nördliche Stadttor in die Unterstadt spazierten. Heute befinden sich in der dicken Margarethe ein Marinemuseum und eine Roof-Top-Bar. Leider ist die Bar nur durch das Museum zu erreichen, was bedeutet das man 6 EUR Eintritt bezahlen soll. Ich hatte darauf keine Lust.
KGB Headquarter
Am Ende der Oberstadt in der Pikk 59 liegt das ehemalige KGB Hauptquartier von Tallinn. Von den Geheimdienstleuten ist lange nichts mehr zu sehen. Das Gebäude ist zum Wohnhaus umfunktioniert worden. Ein Gerücht besagt das die nebenanliegende Kirche gleich als Funkmast missbraucht wurde.
Essen in Tallinn
Tommis Grill
Unser zweites Zuhause, eine Mischung aus Kantine und Sterne Cuisine. Hier gibt es wirklich gutes Essen zum schmalen Preis. Erst geht man an die Theke um sich die Karte zu holen und zu bestellen. Bezahlt wird sofort. Eine Kellnerin bringt dann alles an den Tisch. Ich hatte beim ersten Besuch gegrillte Entenbrust auf Kartoffelscheiben mit iigwer-Orangen-Sauce. Für 11 Euro ein Traum.
Toit´s im Ülemiste
Dachterassen sind mein bevorzugter Ort um zu entspannen. So auch auf der Terrasse des Ülemiste Einkaufscenter. das Toit´s serviert Hamburger bester Güte. Lustig anzusehen sind die kurzen Röcke der Kellnerinnen und der Versuch bei starkem Wind diese an Ort und Stelle zu halten. Der Arbeitgeber sollte da mal über Alternativen nachdenken. Ist lustig, verzögert aber die Essenseinnahme erheblich.
Mrs. Waffle im Ülemiste
Wer auf Waffeln steht, so wie ich, darf nicht den Waffelstand im Untergeschoß verpassen. Belgische Waffeln mit verschiedenen Zutaten bestrichen und unterschiedlichen Toppics belegt. Ganz nach Herzenswunsch und Portemonnaie.
The Monk
Tief in der Unterstadt findet sich das indische Restaurant „Monk“. Leckerer Masala Chai und gute Speisen, die mich sehr an meine Indienreise erinnert haben machen das Essen in diesem Restaurant zu einem Erlebnis. Allein die Bedienung ist ein bisschen farblos. Das Restaurant ist durch seine Lage nicht besonders gefüllt, so dass man immer einen Platz bekommt.
Masha
Bei der Nachfrage nach dem besten Pelmeni Restaurant empfahl uns unser Gastgeber das MASHA. Da wir auf unserer Hafentour schon selber darauf gestoßen waren, konnten wir bei der Empfehlung nur zustimmend nicken. Wirklich außergewöhnliche Zubereitung der typischen Ostblock Speise.
Boheem
Das Boheem in der Kopli 18 ist auf jeden Fall ein Wohnzimmer zum Wohlfühlen. Studentisch geprägt treffen sich hier junge Leute zum trinken und quatschen. Die Preise sind Low Budget und voll in Ordnung. Die Pelmeni, meine Leibspeise in Estland sind auch hier super.
Wabadus
Sehr edles, etwas gehobenes Café in der Innenstadt direkt am Fuße des Domberges. Von hier aus hat man einen perfekten Überblick über den Platz der Freiheit. Die Bedienung ist zeitweise ein wenig mit der Kasse überfordert, aber furchtbar nett, der Kaffee sehr gut und die Location super.
Reval Café Rathausplatz
In der Nähe des Rathausplatzes in der Vene 1, findet sich ein Reval um dem Touristenstrom in der Unterstadt zu entgehen. Zweigeschossig hat man im Obergeschoss seine Ruhe und kann aus einem Erkerfenster das Treiben auf der Straße verfolgen. Sollte mal die Sonne scheinen gibt es 50 Meter versetzt draußen auf der Straße ein Podest welches dazugehört, so dass man die Sonne genießen kann. Draußen leider ohne Internet.
Reval Cafe – Pärnu mnt 27
Schickes Café mit freiem Internet und gutem Kaffee im Stil eines Coffee Shops. Zu finden am Ende der Pärnu mnt 27. Achtung, hier herrscht Selbstbedienung. Wir saßen erst mal eine halbe Stunde und warteten auf die Kellnerin, die wartete darauf das wir uns zur Theke begeben und wunderte sich. Sehr zu empfehlen ist hier der Chai Latte und der Blaubeerkuchen. www.revalcafe.ee
Reval Café am Radisson Blu
Gemütliches Café mit Rally-Sitzen direkt in der modernen City von Tallinn. Sehr zu empfehlen nach einem Shoppingrundgang durch die Einkaufscenter der näheren Umgebung. Fast gegenüber der SEB Bank.
Reval Cafe in der Unterstadt
In der Müürivahe 14 findet man das Café bzw. fast ein Restaurant. Die Pelmeni sind hier gut die Bedienung wie immer nett und es gibt Sessel ähnlich wie StarBucks. das Internet ist aber im hinteren Teil, auch wenn es der Gemütlicherer ist, nicht so wirklich schnell. Also lieber in der Nähe der Theke einen Platz suchen.
Reval Cafe in Telliskivi Creative City
Etwas lauter, doch wieder typisch Reval, ist der Laden in der Creativ City. Wir saßen auf Sessel an einem runden Tisch, leider in der Nähe der Kinderspielecke, die es natürlich in dieser alternativen Gegend gibt. Antiautoritär Erzogene in ihrer eigenen Welt. Der Rest war super, als alle weg waren.
Radisson Blu, Panorama View
Das Radisson Blu gehört zu den höchsten Gebäuden in Tallinn. Deshalb ist es auch ein Erlebnis die Stadt von der Dachterrasse im 24. Stock zu bestaunen. Leider lässt der Service deutlich zu wünschen übrig, der Preis allerdings nicht. Die Terrasse des Restaurants hat nur bei Sonnenschein auf. Dann weist aber ein freundliches Schild den Besucher darauf hin das draußen nicht bedient wird. Die vier Kellner stehen an der leeren Bar und unterhalten sich lieber. Da Trinkgeld in Estland unüblich ist kein persönlicher Verlust für die Mitarbeiter. Ich bestellte einen Tee und bekam ein Gedeck mit Kanne und Tasse, allerdings kein Tablett. Unkonventionell wie ich bin, griff ich beherzt an die Bar und nahm mir eins der Kellner. So gerüstet stolperte ich beladen in Richtung Freiheit. Die Aussicht entschädigt einen für alles. Unverbauter 180 Grad Blick über die Stadt und auf den Hafen.
Garage48 HUB – CoWorking Space
Die Garage zieht zum Ende des Jahres (2016) um und stellt um Moment keine Tageskarten aus. Die Umgebung ist klassisch der StartUp Szene gewidmet. Überall stehen Fahrräder, man spricht englisch, Kabel ziehen sich wild durch die Räume und junge Leute sitzen an Apple Geräten. Die Internetseite wird leider nicht gepflegt, da selbst die aktuelle Adresse auf der anderen Straßenseite liegt, als auf der Webseite angegeben.